Ruhestand? Für viele Menschen in Deutschland längst keine Realität mehr: Mehr als 1,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner verdienen sich inzwischen etwas dazu – viele von ihnen arbeiten dabei sogar weit über den Minijob hinaus. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, über die das RedaktionsNetzwerk Deutschland am Sonntag berichtete.
Demnach üben fast 375.000 Seniorinnen und Senioren in Deutschland keine geringfügige, sondern eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus – oft aus finanzieller Not heraus.
Für Dietmar Bartsch, Haushaltsexperte der Linken, ist das ein deutliches Alarmsignal: „Das ist ein Armutszeugnis“, kritisierte er scharf. Deutschland sei die stärkste Volkswirtschaft Europas – gleichzeitig liege das Rentenniveau aber zehn Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt.
Immer mehr Rentner müssen sich also im Alter noch etwas hinzuverdienen, weil die Rente allein kaum reicht. Die Bundesregierung verweist zwar auf die gute Lage am Arbeitsmarkt und darauf, dass viele Ältere gerne aktiv bleiben – doch Verbände warnen seit Jahren vor einer wachsenden Altersarmut.
Ob aus Lust an der Arbeit oder aus blanker Notwendigkeit: Für immer mehr Menschen bedeutet Rente heute nicht das Ende des Arbeitslebens – sondern nur den Beginn eines neuen Kapitels, das häufig an der Supermarktkasse, in der Pflege oder im Handwerk weitergeht.