In Nizza haben sich Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 130 Staaten zur dritten UN-Ozeankonferenz versammelt – mit einem Ziel: den Schutz der Weltmeere spürbar voranzubringen. Die Konferenz, die bis Ende der Woche dauert, steht ganz im Zeichen der Frage, wie internationale Gewässer besser reguliert, geschützt und nachhaltig genutzt werden können.
Macron setzt Zeichen: Hochseeabkommen angekündigt
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eröffnete das Treffen mit einem politischen Signal. Er kündigte ein internationales Hochseeabkommen an, das die Grundlage für die Ausweisung weitreichender Schutzgebiete auf hoher See bilden soll. Denn viele dieser Gebiete – die jenseits nationaler Zuständigkeiten liegen – gelten bislang als rechtsfreier Raum. Umweltzerstörung, illegale Fischerei und unregulierter Rohstoffabbau gefährden dort das empfindliche Gleichgewicht mariner Ökosysteme.
Deutschlands Kurs: Tiefseebergbau aussetzen
Für Deutschland nimmt Bundesumweltminister Michael Schneider (SPD) an der Konferenz teil. In einem Interview mit NDR Info betonte er die Vorsichtspflicht gegenüber der Tiefsee, deren fragile Ökosysteme noch kaum erforscht seien. Der nahezu lichtlose Lebensraum beherberge eine Vielfalt unbekannter Arten und funktioniere nach ökologischen Prinzipien, die die Wissenschaft erst ansatzweise versteht. „Solange wir nicht wissen, welche Folgen der Abbau von Manganknollen oder Kobalt auf den Meeresboden hat, müssen wir den Tiefseebergbau stoppen“, so Schneider.
Deutschland will sich deshalb im Rahmen der Konferenz für ein Moratorium beim Tiefseebergbau starkmachen – und sucht dabei Verbündete.
Plastikkrise, Erwärmung, Überfischung: Die Ozeane unter Druck
Neben dem Tiefseebergbau stehen weitere drängende Themen auf der Agenda: die Plastikverschmutzung der Ozeane, die zunehmende Versauerung und Erwärmung der Meere infolge des Klimawandels sowie der Rückgang der Fischbestände. Allein diese Herausforderungen verdeutlichen, dass die Konferenz mehr ist als diplomatisches Ritual – sie ist ein entscheidender Moment für die Zukunft des blauen Planeten.
Globale Verantwortung – lokale Konsequenzen
Die Ergebnisse der Konferenz könnten auch Auswirkungen auf die nationale Gesetzgebung vieler Staaten haben, etwa in der Fischereipolitik, beim Meeresschutz oder bei den Auflagen für die industrielle Nutzung von Meeresressourcen. Umweltorganisationen wie Greenpeace oder Sea Shepherd fordern, dass den Worten nun konkrete politische Schritte folgen müssen – sonst drohe ein „Weiter so“ mit irreversiblen Folgen.
Ein Hoffnungsschimmer im Ozean der Herausforderungen
Ob es der Weltgemeinschaft gelingt, sich auf bindende Vereinbarungen zu einigen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Konferenz in Nizza könnte zum Wendepunkt für den Schutz der Weltmeere werden – oder als verpasste Chance in die Geschichte eingehen. Fest steht: Der Ozean braucht nicht nur unsere Aufmerksamkeit, sondern endlich auch konsequenten Schutz.