Nach einem Jahr hat das südkoreanische Militär seine Lautsprecheranlagen an der Grenze zu Nordkorea wieder abgebaut. Das berichten südkoreanische Medien unter Berufung auf Regierungsquellen. Mit den Anlagen hatte Südkorea gezielt Propaganda in Richtung des Nordens gesendet – darunter Nachrichtensendungen, demokratische Botschaften und sogar K-Pop-Musik.
Ziel dieser Maßnahmen war es, die Bevölkerung Nordkoreas mit Informationen und Eindrücken aus dem Süden zu erreichen, die ihnen im abgeschotteten Land sonst nicht zugänglich sind. Gleichzeitig diente die Lautsprecherbeschallung als Reaktion auf Provokationen aus Nordkorea – insbesondere auf die jüngste Aktion, bei der der Norden mehrere Hundert mit Müll gefüllte Ballons über die Grenze geschickt hatte.
Neuer Präsident setzt auf Deeskalation
Den Abbau der Lautsprecher hat Südkoreas neuer Präsident Lee Jae Myung persönlich angeordnet. Er ist erst kürzlich ins Amt gewählt worden und setzt in seiner Außenpolitik auf Entspannung und Dialog mit dem Norden. Der Präsident erklärte, er wolle „ein Zeichen der Zurückhaltung setzen und die Eskalationsspirale durchbrechen“.
Der Schritt ist Teil einer neuen politischen Linie, mit der Südkorea versuchen will, das angespannte Verhältnis zu Nordkorea zu verbessern. Beobachter sehen darin ein erstes Zeichen, dass die neue Regierung in Seoul auf deeskalierende Maßnahmen statt auf Gegenschläge setzt.
Reaktionen aus dem Norden bleiben abzuwarten
Wie Nordkorea auf den Abbau der Lautsprecheranlagen reagieren wird, ist bislang unklar. In der Vergangenheit hatte das Regime in Pjöngjang die Lautsprecher-Beschallung regelmäßig als „feindlichen Akt“ bezeichnet und militärische Vergeltung angedroht.
Gleichzeitig hat auch Nordkorea in der Vergangenheit eigene Lautsprecheranlagen zur Beschallung des Südens eingesetzt und mehrfach mit symbolischen Aktionen wie dem Ballonversand provoziert.
Fazit: Zeichen der Entspannung oder einseitiger Rückzug?
Während einige südkoreanische Kommentatoren den Schritt des neuen Präsidenten als mutiges Signal für Frieden und Dialog bewerten, befürchten andere, dass Nordkorea die Geste als Schwäche auslegen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob Pjöngjang ebenfalls zu Maßnahmen bereit ist, die zu einer wirklichen Entspannung auf der koreanischen Halbinsel führen.
Klar ist: Mit dem Abbau der Lautsprecher endet ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte der psychologischen Kriegsführung an einer der am stärksten gesicherten Grenzen der Welt.