Dark Mode Light Mode
Carlo von Tiedemann ist tot – Norddeutsches TV-Urgestein stirbt mit 81 Jahren
Gefährliche Algorithmen: Sammelklagen gegen X und TikTok – Verbraucherschutzorganisation SOMI geht vor deutsches Gericht
Vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Think Tank Business Solutions AG

Gefährliche Algorithmen: Sammelklagen gegen X und TikTok – Verbraucherschutzorganisation SOMI geht vor deutsches Gericht

padrefilar (CC0), Pixabay

Die niederländische Verbraucherorganisation SOMI hat beim Kammergericht Berlin Sammelklagen gegen die Social-Media-Plattformen X (ehemals Twitter) und TikTok eingereicht. Der Vorwurf: massive Verstöße gegen Datenschutzrecht, algorithmische Manipulation und gezielte Gefährdung besonders schutzbedürftiger Nutzergruppen, insbesondere Kinder und Jugendliche.

TikTok & X unter Manipulationsverdacht

Die Stiftung wirft den Konzernen vor, nicht nur persönliche Daten umfassend zu sammeln, sondern durch gezielte Algorithmen psychologische Profile zu erstellen – mit dem Ziel, Nutzerverhalten zu beeinflussen, politische Meinungen zu radikalisieren oder Suchtsymptome auszulösen.

Laut SOMI-Finanzverantwortlichem Kariem Madani handelt es sich bei den Plattformen längst nicht mehr um reine Werbedienste:

„Das sind Systeme zur systematischen Verhaltensbeeinflussung – besonders bei Jugendlichen.“

Tödliche „Challenges“ und psychische Folgen

Im Fokus steht insbesondere TikTok, das bei Minderjährigen weltweit beliebt ist. Der Algorithmus setze auf schnelle Reizüberflutung mit kurzen Videosequenzen, die laut Experten suchterzeugend wirken können – ähnlich wie ein Dopaminrausch. Rechtsanwalt Christian Däuble (Spirit Legal) warnt vor den gesundheitlichen Folgen:

„Gerade bei Jugendlichen kann das zu Schlafstörungen, Angstzuständen oder Depressionen führen.“

Zusätzlich sei der Umgang mit gefährlichen Inhalten fahrlässig: Immer wieder würden lebensgefährliche Challenges viral, etwa die berüchtigte „Choking Challenge“, bei der sich Kinder die Luft abschnüren – mit teils tödlichem Ausgang.

Auch X (ehemals Twitter) im Visier

Die Plattform X steht insbesondere wegen ihrer Rolle in der politischen Meinungsbildung in der Kritik. Laut SOMI setzen die Betreiber Algorithmen gezielt ein, um radikale Inhalte auszuspielen, sobald Nutzungsprofile darauf hindeuten, dass Nutzer dafür empfänglich sein könnten – eine gezielte Polarisierung zur Erhöhung der Verweildauer.

Schutz von Daten und Demokratie

Die Klage richtet sich nicht nur gegen mangelnden Datenschutz, sondern betrifft auch die Grundprinzipien demokratischer Gesellschaften.

„Die systematische Manipulation gefährdet das freie Meinungsbild und untergräbt demokratische Prozesse“, so Däuble.

SOMI fordert Schadenersatz in Höhe von 700 bis 2.000 Euro pro betroffener Person. Die Klage kann online unterstützt werden, auch von österreichischen Nutzern, sofern sie die Dienste auf deutschem Boden genutzt haben.

Unternehmen bestreiten Vorwürfe

TikTok und X bestreiten jegliches Fehlverhalten. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, ob sie genug tun, um ihre jüngsten Nutzer zu schützen – etwa durch verlässliche Altersverifikation oder strengere Inhaltskontrollen.

Fazit: Ein Präzedenzfall mit Signalwirkung?

Die Sammelklagen könnten weitreichende Folgen für die Tech-Branche in Europa haben. Sie rücken nicht nur den Umgang mit persönlichen Daten, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung digitaler Plattformen in den Fokus. Der Fall dürfte zu einem wichtigen juristischen Präzedenzfall im europäischen Umgang mit Social-Media-Konzernen werden.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Carlo von Tiedemann ist tot – Norddeutsches TV-Urgestein stirbt mit 81 Jahren

Next Post

Vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Think Tank Business Solutions AG