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USA und China: Endlich Gespräche – warum jetzt?

Maklay62 (CC0), Pixabay

Nach monatelanger Eskalation im Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt setzen sich die USA und China nun doch an einen Tisch. Am Wochenende finden in der Schweiz die ersten hochrangigen Gespräche seit Trumps neuen Strafzöllen im Januar statt.

Warum reden sie plötzlich miteinander?

Beide Seiten haben in den letzten Wochen eine harte Rhetorik an den Tag gelegt. Trump betonte wiederholt, dass die Strafzölle die US-Wirtschaft stärken würden, während Peking erklärte, bis zum Ende kämpfen zu wollen. Doch hinter den Kulissen mehren sich die Anzeichen, dass beide Länder Verhandlungsbereitschaft signalisieren.

Gesicht wahren – aber verhandeln

Laut Stephen Olson, ehemaliger US-Handelsunterhändler, wollen sowohl Washington als auch Peking nicht den Eindruck erwecken, nachgegeben zu haben. Deshalb setzen sie die Gespräche jetzt an, um ohne Imageverlust weiterzukommen.

Wer hat das Treffen initiiert?

Hier prallen die Narrative aufeinander:

  • Chinas Außenministerium behauptet, die Gespräche seien auf Bitten der USA zustande gekommen.

  • Trump hingegen erklärt, die chinesische Wirtschaft breche zusammen, weshalb China die Gespräche gesucht habe.

  • Kurz vor Beginn der Verhandlungen versuchte Trump die Wogen zu glätten: „Wer den ersten Anruf gemacht hat, spielt keine Rolle.“

Strategischer Zeitpunkt für China

Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Während die Verhandler in Genf tagen, besucht Chinas Präsident Xi Jinping Moskau und präsentiert sich als globaler Gegenspieler der USA. Xi steht beim Siegessparade zum Zweiten Weltkrieg in einer Reihe mit führenden Politikern des globalen Südens – eine demonstrative Geste, die Stärke und globale Vernetzung symbolisieren soll.

Handelskrieg schadet beiden Seiten

Die Strafzölle fordern ihren Tribut:

  • In China leidet die Industrieproduktion, die im April den niedrigsten Stand seit Dezember 2023 erreichte. Viele Exporteure suchen verzweifelt nach Alternativmärkten, während Lagerbestände anwachsen.

  • Auch die US-Wirtschaft zeigt Schwächen: Erstmals seit drei Jahren ist das Wirtschaftswachstum rückläufig. Besonders betroffen sind Branchen, die auf chinesische Importe angewiesen sind.

Trump selbst räumte ein, dass die Zölle Verbraucherpreise in die Höhe treiben. Sein Kommentar dazu: „Kinder haben vielleicht nur zwei Puppen statt 30, und die kosten dann ein paar Dollar mehr.“

Warum die Eile?

Die wirtschaftlichen Verluste und die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung setzen beide Regierungen unter Druck. Trumps Zustimmungswerte sinken, und auch in China wächst die Angst vor einer langfristigen Wirtschaftsflaute.

Bert Hofman, Professor an der National University of Singapore, vermutet, dass China inzwischen einsieht, dass ein Deal besser als kein Deal ist. Auch die USA müssen ihren Wirtschaftspartnern ein Signal der Entspannung senden.

Was ist von den Gesprächen zu erwarten?

Ein schnelles Abkommen scheint unwahrscheinlich. Experten rechnen damit, dass die Verhandlungen zunächst lediglich Positionen austauschen und eine Agenda für weitere Gespräche festlegen werden.
Stephen Olson erwartet eine Art „Phase-1-Deal auf Steroiden“ – eine erweiterte Version des Abkommens von 2020, das jedoch die komplexen Streitpunkte wie Subventionen und geopolitische Konflikte nicht umfassend lösen wird.

Fazit: Kleine Schritte statt großer Durchbruch

Die Verhandlungen in Genf sind ein vorsichtiger erster Schritt, um die Handelskonflikte zu entschärfen. Doch selbst wenn beide Seiten jetzt gesprächsbereit sind, bleiben die grundlegenden Differenzen bestehen. Bis zu einem umfassenden Abkommen ist es noch ein weiter Weg.

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