Start Allgemein Interview mit Daniel Blazek zum Thema „Shedlin“ Nürnberg

Interview mit Daniel Blazek zum Thema „Shedlin“ Nürnberg

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Diebewertung: Herr Blazek, wundert Sie das Ermittlungsverfahren in Sachen Shedlin?

Blazek: Ich kenne keine Details oder Hintergründe, aber es wundert mich nicht. In nahezu allen Komplexen, in denen wir tätig sind, wurden Strafverfahren initiiert, mal von geschädigten Anlegern, mal von Anlegeranwälten, Konkurrenten, mal von Behörden, Insidern, Insolvenzverwaltern.

Diebewertung: Und waren die meisten Verfahren berechtigt? War etwas dran?

Blazek: Das ist schwer zu sagen. Die meisten nehmen zunächst einmal das jeweilige Ermittlungsverfahren wahr mit spektakulären Maßnahmen. Das liegt daran, dass der Staat bei begründetem Anfangsverdacht bei den meisten Vorwürfen ermitteln muss. Er hat aufgrund des sogenannten Legalitätsprinzips keine Wahl. Am Ende kommt aber manchmal weniger an festgestellten Tatsachen heraus, als man vorher erwartet. Denken Sie zum Beispiel an S&K und INFINUS, dort steht nach einigen Jahren noch nichts Wirkliches fest bzw. wird selektiv angeklagt. Bei ACI war es heiße Luft, bei Wölbern hingegen nicht.

Diebewertung: Und bei Shedlin?

Blazek: Das wird sich zeigen. Die Probleme von Anlegern und Vermittlern sind auch so schon evident, auch ohne das Ermittlungsverfahren.

Diebewertung: Wie meinen Sie das?

Blazek: Das Emissionshaus ist pleite und die Middle East Health Care-Fonds bereits seit 2013 massiv in der Kritik. Diese und das Investment Chinese Property bedeuten zudem, dass das Geld ins Ausland gewandert ist. Transparenz ist da schwieriger. Anlegeranwälte und Medien veröffentlichen hierzu bereits seit Jahren.

Diebewertung: Sie vertreten die Finanzdienstleister. Was kommt auf diese zu?

Blazek: Das Übliche: Das jetzige Ermittlungsverfahren wird Anleger motivieren, sich anwaltlichen Rat zu suchen. Sollten die Fonds insolvent werden, wird alles aus Anlegersicht noch komplizierter. Die Haftung des Vermittlers wird dann in den Fokus rücken, geschürt von der Hoffnung auf eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung.

Diebewertung: Gilt bei Shedlin und der Vermittlerhaftung etwas besonderes?

Blazek: Ja, in gewisser Weise schon. Ich nehme es so wahr, dass die Anleger bereits seit Jahren wissen, dass es um ihr Investment nicht so gut steht. Zum Beispiel bei MEHK kann dies bereits seit 2013 der Fall sein. Das wiederum bedeutet, dass die Anlegeranwälte insoweit das Argument der drohenden Verjährung mit Ablauf dieses Jahres ins Spiel bringen werden. Dies gilt hinsichtlich bestimmter Pflichtverletzungen, zum Beispiel was die wirtschaftlichen Risiken anbelangt. Chinese Property ist da schon schwieriger zu beurteilen.

Diebewertung: Was raten Sie den Shedlin-Vermittlern?

Blazek: Locker zu bleiben, eine gute Kundenkommunikation aufzubauen und sich an guter Recherche auch zugunsten der Anleger zu beteiligen. Dabei muss man allerdings im Auge behalten, dass der eigene Kunde der potenzielle Kläger von morgen ist. Deshalb nehmen wir nur die Interessen der Shedlin-Vermittler wahr, nicht der Shedlin-Anleger. Zudem würde ich mich gedanklich schonmal auf mögliche Insolvenzverfahren der Fondsgesellschaften vorbereiten, was bestimmte absehbare Gläubigerfragen bedeutet.

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