Im Handelskonflikt mit den USA hat Indien offiziell bei der Welthandelsorganisation (WTO) Gegenzölle beantragt. Hintergrund ist eine US-Maßnahme, die indische Autoexporte empfindlich trifft: Die Vereinigten Staaten hatten 25-prozentige Zölle auf Autos und bestimmte Autoteile verhängt, von denen laut Indien Exporte im Wert von rund 2,89 Milliarden US-Dollar betroffen sind. Die US-Zölle selbst sollen sich auf etwa 725 Millionen Dollar belaufen.
Indien sieht sich durch die Maßnahmen diskriminiert und kündigte an, auf WTO-Ebene einen „gleichwertigen Betrag“ an Vergeltungszöllen auf US-Waren zu erheben. Details zu den betroffenen Produkten oder dem genauen Zollsatz nannte die indische Regierung bislang nicht. Das Land betonte aber, dass man sich im Rahmen der WTO-Regeln das Recht auf Gegenmaßnahmen vorbehalte.
Diese Entwicklung reiht sich ein in eine längere Phase erhöhter handelspolitischer Spannungen zwischen den beiden Ländern. Bereits in der Vergangenheit kam es zu wechselseitigen Strafzöllen, etwa im Kontext von Stahl- und Aluminiumexporten. Indien hatte zudem kritisiert, dass die USA es 2019 aus dem sogenannten „Generalized System of Preferences“ (GSP) gestrichen hatten – einem Handelsvorteilsprogramm für Entwicklungsländer.
Beobachter sehen den aktuellen Vorstoß Indiens als Signal dafür, dass das Land seine Interessen zunehmend selbstbewusst auf multilateraler Ebene vertritt. Zugleich verweist der Schritt auf die wachsenden Spannungen in der globalen Handelspolitik, bei der sich geopolitische Interessen, Protektionismus und wirtschaftlicher Wettbewerb zunehmend überlagern.
Ob und wann es zu konkreten Gegenzöllen kommt, hängt nun vom weiteren Verlauf der WTO-Verhandlungen ab – und möglicherweise auch von bilateralen Gesprächen zwischen Neu-Delhi und Washington.