Fast ein Jahr nach dem dramatischen Untergang der Superyacht Bayesian vor der Küste Siziliens wurde das Wrack nun endlich aus den Tiefen des Mittelmeers geborgen. Doch während Kräne den zerstörten, mit Schlamm bedeckten Rumpf mühsam aus dem Wasser hieven, verdichten sich die Fragen nach der wahren Ursache dieser tödlichen Luxus-Katastrophe.
An Bord der 56 Meter langen Yacht waren zum Zeitpunkt des Unglücks 22 Personen – sieben von ihnen starben in jener verhängnisvollen Nacht des 19. August letzten Jahres, als plötzlich orkanartige Böen die schicke Hightech-Yacht binnen Minuten zum Kentern brachten. Unter den Opfern: der britische Tech-Milliardär Mike Lynch, seine 18-jährige Tochter Hannah, der hochrangige Bankmanager Jonathan Bloomer und weitere Mitglieder der globalen Elite. Ein exklusiver Kreis, dem der Luxus offenbar zum tödlichen Verhängnis wurde.
Die britische Unfallermittlungsbehörde MAIB spricht inzwischen Klartext: Bereits Windgeschwindigkeiten ab 73 mph (etwa 117 km/h) hätten die Bayesian ins Wanken bringen können. Böen von über 80 mph (mehr als 130 km/h) rissen die Yacht schließlich in die Tiefe — innerhalb von Sekunden. Und das perfide an der Tragödie: Laut vorläufigen Berichten waren weder Eigentümer noch Crew über diese gravierenden Schwachstellen des Schiffes ausreichend informiert. Sicherheitsvorkehrungen? Offensichtlich vernachlässigt. Risikomanagement? Offenbar blind vor Selbstsicherheit.
Ein Schiff dieser Größenordnung, mit modernster Technik ausgerüstet und von Millionären frequentiert, sollte eigentlich jedem Unwetter trotzen können – so die Illusion der Reichen. Doch die Realität auf offener See hält sich nicht an Wunschdenken und Luxusambitionen. Stattdessen offenbarte sich, dass hinter dem Glamour der Superyacht-Branche offenbar gravierende Konstruktionsrisiken und möglicherweise auch grobe Fahrlässigkeiten lauern.
Die italienischen Staatsanwälte haben nun das Wrack für eine eingehende Untersuchung sichergestellt. Es steht der Verdacht im Raum, dass bereits beim Bau oder späteren Umbauten fatale Fehlentscheidungen getroffen wurden. Auch der Tod eines Tauchers bei einem früheren Bergungsversuch zeigt, wie riskant der Umgang mit dem Wrack ist.
Wieder einmal offenbart sich: Geld schützt nicht vor dem Versagen menschlicher Hybris. Die Bayesian wird zum Symbol einer Welt, in der das Streben nach dem nächsten extravaganten Statussymbol blind macht für die elementaren Kräfte der Natur — mit tödlichen Folgen.