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Kritische Analyse des Jahresabschlusses 2024 der Windpark Groß Buchwald-Negenharrie GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der Windpark Groß Buchwald-Negenharrie GmbH & Co. KG bietet tiefere Einblicke in die finanzielle Lage und die operative Leistung des Unternehmens. Nachfolgend wird der Abschluss aus der Perspektive eines Anlegers umfassend und kritisch analysiert.

1. Vermögensstruktur (Bilanz)

A. Anlagevermögen

  • Wachstum der Sachanlagen: Das Anlagevermögen ist von 16,1 Mio. EUR im Jahr 2023 auf 19,5 Mio. EUR im Jahr 2024 gestiegen, was die fortgesetzte Investitionstätigkeit in die Windkraftanlagen widerspiegelt. Diese Erhöhung ist positiv zu bewerten, da sie auf eine Erweiterung der Energieerzeugungskapazität hinweist. Allerdings bleibt die Frage, ob diese Erhöhung unmittelbar zu wettbewerbsfähigen Erträgen führt.
  • Langfristiges Kapital: Der hohe Anteil des Anlagevermögens an der Gesamtbilanzsumme (ca. 72 %) verdeutlicht eine starke Bindung des Kapitals in langfristigen Ressourcen. Dies kann in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Flexibilität des Unternehmens einschränken.

B. Umlaufvermögen

  • Starker Anstieg: Das Umlaufvermögen stieg von 2,8 Mio. EUR auf 4,8 Mio. EUR. Dieser Anstieg ist größtenteils durch die Zunahme von Forderungen und bankbezogenen Guthaben zu erklären. Die Forderungen haben sich nahezu verdoppelt, was auf eine Expansion der Geschäftstätigkeit hinweisen könnte, aber auch das Risiko von Zahlungsausfällen birgt.

C. Rechnungsabgrenzungsposten und latente Steuern

  • Konstante Rechnungsabgrenzungsposten: Diese Position ist mit 2,65 Mio. EUR weiterhin stabil und zeigt planmäßige Vorauszahlungen. Dies ist üblich in kapitalintensiven Unternehmen.
  • Wachsende aktive latente Steuern: Der Anstieg von 1.137 EUR auf 3.729 EUR zeigt eine leicht gestiegene Steuerlast im Zusammenhang mit temporären Differenzen.

2. Kapital- und Schuldenstruktur

A. Eigenkapital

  • Aufstockung des Eigenkapitals: Das Eigenkapital stieg von 10.000 EUR auf 310.000 EUR, bleibt jedoch im Vergleich zur Bilanzsumme von 26,9 Mio. EUR extrem niedrig. Mit einer Eigenkapitalquote von nur 1,15 % bedeutet dies eine hohe Abhängigkeit von Fremdkapital. Diese geringe Quote birgt Risiken im Hinblick auf die finanzielle Stabilität, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten.

B. Verbindlichkeiten

  • Hohe Fremdkapitallast: Die Verbindlichkeiten stiegen von 21,4 Mio. EUR auf 26,2 Mio. EUR und dominieren die Passivseite der Bilanz. Besonders hervorzuheben sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (22,1 Mio. EUR). Davon entfallen 11,4 Mio. EUR auf langfristige Kredite mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren.
  • Finanzierungskosten: Die Belastung durch Fremdkapital zeigt sich in den erheblichen Zinsaufwendungen von 491.830 EUR. Ein Anstieg der Zinssätze könnte die finanzielle Lage weiter verschärfen.

C. Rückstellungen

Die Rückstellungen stiegen von 373.597 EUR auf 413.820 EUR. Dieser moderate Anstieg deutet auf eine angemessene Berücksichtigung von Risiken und ungewissen Verbindlichkeiten hin.

3. Ertragslage (Gewinn- und Verlustrechnung)

A. Einnahmen und Rentabilität

  • Rückgang des Rohergebnisses: Das Rohergebnis sank von 4,1 Mio. EUR im Jahr 2023 auf 3,55 Mio. EUR im Jahr 2024. Dies weist auf leicht rückläufige Umsätze oder gestiegene Aufwendungen hin. Ursachen hierfür können in den Marktbedingungen oder ineffizienten Prozessen liegen.
  • Positiver Jahresüberschuss: Mit 827.929 EUR bleibt das Jahresergebnis positiv, wenngleich es einen deutlichen Rückgang gegenüber 1,39 Mio. EUR im Vorjahr darstellt.

B. Kostenentwicklung

  • Höhere betriebliche Aufwendungen: Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen von 972.107 EUR auf 1,03 Mio. EUR. Zwar ist der Anstieg moderat, aber für ein kapitalintensives Unternehmen sollten solche Kosten im Rahmen bleiben.
  • Abschreibungen: Diese blieben mit 1,09 Mio. EUR stabil, was angesichts der stark wachsenden Vermögenswerte auf eine planmäßige Bewertung hinweist.

4. Risken und Verpflichtungen

  • Wachsende finanzielle Verpflichtungen: Neben hohen Krediten sind auch sonstige finanzielle Verpflichtungen wie Miet- und Wartungsverträge zu berücksichtigen (jährlich 327.000 EUR). Dies lastet zusätzlich auf den liquiden Mitteln.
  • Absicherung der Kredite: Die Kreditverbindlichkeiten sind über Sicherheiten wie Windkraftanlagen abgesichert. Eine mangelhafte Performance dieser Anlagen würde die finanzielle Sicherheit erheblich beeinträchtigen.

Fazit und Empfehlungen für Anleger

Positive Aspekte:

  • Stetige Erweiterung des Anlagevermögens und Ausbau der Produktionskapazitäten.
  • Positiver Jahresüberschuss trotz gestiegener operativer Kosten.
  • Transparente Berichterstattung und Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Risiken:

  • Sehr niedrige Eigenkapitalquote erhöht das Finanzierungsrisiko.
  • Hohe Abhängigkeit von langfristigen Krediten und den daraus resultierenden Finanzierungskosten.
  • Rückläufiges Rohergebnis und steigende operative Kosten belasten die Rentabilität.

Empfehlungen:

  1. Kapitalstruktur verbessern: Es sollte geprüft werden, ob durch Eigenkapitalspritzen oder alternative Finanzierungsmodelle die Abhängigkeit von Fremdkapital reduziert werden kann.
  2. Kostenmanagement: Eine strikte Kontrolle der betrieblichen Aufwendungen könnte die Profitabilität stärken.
  3. Langfristige Strategie kommunizieren: Anleger sollten nach klaren Plänen für zukünftiges Wachstum und die Rückführung von Fremdkapital fragen.
  4. Projektanalyse: Genauere Einblicke in die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Windkraftprojekte wären hilfreich, um die Ertragslage besser abschätzen zu können.

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