Eine kaum bekannte Pflanzenkrankheit sorgt derzeit bei Landwirten in Deutschland für große Sorge: Stolbur – ein tückischer Erreger, der bereits in mehreren Regionen zu erheblichen Ernteausfällen geführt hat. Besonders stark betroffen sind Zuckerrüben und Kartoffeln, die nicht nur zu den wichtigsten Anbaupflanzen des Landes zählen, sondern auch zentrale Grundbausteine unserer Lebensmittelversorgung darstellen.
In Baden-Württemberg, einem der landwirtschaftlichen Kernländer Deutschlands, melden Bauern dramatische Rückgänge sowohl in der Erntemenge als auch in der Qualität. Doch der Krankheitsdruck beschränkt sich nicht auf Kartoffeln oder Rüben. Auch Gemüsearten wie Sellerie, Rote Bete, Kohl, Zwiebeln und Möhren zeigen auffällige Schäden. Laut Angaben des dortigen Landwirtschaftsministeriums ist die Lage ernst. Ein Sprecher warnte sogar vor einer „ernsten Bedrohung für die Versorgung mit heimischen Kartoffeln, Gemüse und Zucker“.
Die Krankheit wird durch sogenannte Phytoplasmen ausgelöst – bakterienähnliche Organismen, die durch winzige Insekten wie Zikaden übertragen werden. Einmal infiziert, zeigen die Pflanzen Symptome wie deformiertes Wachstum, Verfärbungen oder das völlige Ausbleiben von Knollen- und Fruchtbildung. Viele betroffene Pflanzen sterben noch vor der Ernte ab.
Für Landwirte bedeutet das nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern auch steigenden Druck, schnell Gegenmaßnahmen zu finden. Da es bisher keine gezielte Bekämpfungsmethode gibt, setzen viele auf präventive Maßnahmen wie Fruchtwechsel, resistente Sorten oder das Management der Insektenüberträger – oft mit begrenztem Erfolg.
Sollte sich Stolbur weiter ausbreiten, könnte das spürbare Auswirkungen auf die Regale der Supermärkte und die Preisgestaltung im Lebensmittelhandel haben. Die Sorge wächst, dass neben Ernteverlusten auch die Versorgungssicherheit mit heimischen Grundnahrungsmitteln gefährdet ist.
In Zeiten zunehmender Wetterextreme, globaler Lieferkettenprobleme und steigender Lebensmittelpreise macht Stolbur deutlich, wie fragil unser Ernährungssystem ist – und wie wichtig Forschung, frühzeitige Vorsorge und nachhaltiger Pflanzenschutz geworden sind.