Die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen in Deutschland hat sich spürbar verschärft. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 196.100 Unternehmensschließungen verzeichnet – ein Anstieg um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus aktuellen Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor. Damit ist die Zahl der Geschäftsaufgaben so hoch wie seit dem Krisenjahr 2011, als die Nachwirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zu spüren waren.
Besonders betroffen: Kleine Betriebe – aber zunehmend auch größere Unternehmen
Nach Angaben der Studienautoren sind es vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Tätigkeit einstellen. Häufig handelt es sich um inhabergeführte Betriebe, etwa aus dem Einzelhandel, dem Handwerk oder der Gastronomie. Viele dieser Unternehmen kämpfen mit gestiegenen Kosten, Fachkräftemangel, sinkender Nachfrage und zunehmendem Wettbewerbsdruck – insbesondere durch Online-Anbieter oder große Ketten.
Doch auch größere Unternehmen sind zunehmend betroffen. In den vergangenen Jahren nahm die Zahl der mittelständischen und auch großen Betriebe, die vom Markt verschwinden, deutlich zu. Energiepreise, Lieferkettenprobleme, Inflation und konjunkturelle Unsicherheit treffen auch jene, die noch vor wenigen Jahren als stabil galten.
Struktureller Wandel als zusätzlicher Druckfaktor
Hinzu kommt ein tiefgreifender struktureller Wandel, der viele Branchen gleichzeitig erfasst. Die Digitalisierung erfordert hohe Investitionen, die besonders kleinere Unternehmen kaum noch stemmen können. Die Transformation in Richtung Klimaneutralität und nachhaltige Produktion stellt zusätzliche Anforderungen an Geschäftsmodelle, die bisher erfolgreich waren. Wer nicht schnell genug reagiert oder finanzielle Rücklagen aufbauen konnte, gerät leicht in wirtschaftliche Schieflage.
Weniger Gründungen – mehr Stilllegungen
Besorgniserregend ist laut Creditreform auch die Tatsache, dass die Zahl der Unternehmensgründungen mit dem Schließungstrend nicht mithalten kann. Das bedeutet: Der Bestand an aktiven Unternehmen in Deutschland geht zurück. Für den Wirtschaftsstandort ist das ein Alarmsignal – nicht nur wegen der potenziellen Arbeitsplatzverluste, sondern auch wegen sinkender Innovationskraft und wirtschaftlicher Dynamik.
Forderung nach besseren Rahmenbedingungen
Wirtschaftsverbände und Experten fordern angesichts der aktuellen Entwicklung ein entschlosseneres politisches Gegensteuern. Besonders kleinere Unternehmen müssten entlastet und gezielter gefördert werden – etwa durch Bürokratieabbau, erleichterten Zugang zu Finanzierung und eine bessere digitale Infrastruktur. Auch eine Reform der Unternehmensbesteuerung sowie stärkere Gründungsförderung werden ins Spiel gebracht.
Fazit: Die Unternehmenslandschaft steht unter Druck
Das zunehmende Firmensterben ist ein deutliches Zeichen für die wachsenden Belastungen in der deutschen Wirtschaft. Zwar gehören Marktbereinigungen zum normalen wirtschaftlichen Zyklus – doch die Höhe und Geschwindigkeit des Rückgangs bereiten Experten Sorge. Sollte der Trend anhalten, drohen strukturelle Lücken – insbesondere im ländlichen Raum und in traditionellen Branchen. Die Entwicklung zeigt einmal mehr, wie wichtig stabile Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung für Unternehmer sind, um den Wirtschaftsstandort Deutschland widerstandsfähig und zukunftsfähig zu halten.