Der Jahresabschluss der Windpark Cond 1 GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 zeigt ein wirtschaftlich angespanntes Bild – aber ohne akute Insolvenzgefahr. Für Anlegerinnen und Anleger ergibt sich ein differenziertes Bild: strukturell solide, aber mit klaren Risiken bei Eigenkapital, Verschuldung und Liquidität.
Die Bilanzsumme beträgt rund 9,67 Mio. Euro und ist im Vergleich zum Vorjahr (10,51 Mio. Euro) um knapp 840.000 Euro gesunken. Hauptgrund dafür ist der Rückgang der Sachanlagen um rund 1 Mio. Euro, was auf planmäßige Abschreibungen der Windkraftanlagen hindeutet. Die Nutzungsdauer ist auf 13,5 bzw. 16 Jahre ausgelegt – ein übliches Maß, das jedoch mittelfristig zu technischen Instandhaltungskosten oder Repoweringbedarf führen kann.
Besorgniserregend ist der nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Verlustanteil der Kommanditisten in Höhe von über 600.000 Euro. Das bedeutet: Das Eigenkapital der Gesellschaft ist formal auf Null reduziert – bilanziell negativ. Allerdings liegt eine schriftliche Finanzierungszusage der Kommanditistin vor, die laut Anhang über ausreichendes Kapital verfügt, um Verpflichtungen auszugleichen. Das rechtfertigt die Fortführungsprognose, ist jedoch aus Anlegersicht ein latenter Risikofaktor.
Die Verbindlichkeiten sind mit rund 9,57 Mio. Euro weiterhin sehr hoch. Zwar konnten diese im Vergleich zum Vorjahr um etwa 800.000 Euro reduziert werden, dennoch sind 3 Mio. Euro davon mit Laufzeiten über fünf Jahre belastet, und knapp 6 Mio. Euro sind durch Verpfändung der Stromerlöse gesichert. Das reduziert finanzielle Spielräume bei niedriger Stromproduktion oder Preisverfall.
Positiv zu bewerten ist die weiterhin ausreichende Liquidität: Es bestehen über 660.000 Euro an Bankguthaben. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten betragen etwa 4,15 Mio. Euro, was im Rahmen liegt – solange Einnahmen aus der Stromerzeugung stabil fließen.
Zusätzliche Pachtverpflichtungen belaufen sich bis 2031 auf über 720.000 Euro. Das sind fixe, nicht kündbare Kosten, die bei Einnahmerückgang belastend wirken können – auch wenn sie betriebsbedingt nachvollziehbar sind.
Fazit:
Die Windpark Cond 1 GmbH & Co. KG befindet sich in einer klassischen Hochverschuldungsphase, die für Projektgesellschaften in der Windenergiebranche nicht untypisch ist. Entscheidend wird sein, ob die technische Verfügbarkeit der Anlagen und die erzielbaren Strompreise langfristig ausreichen, um Tilgung und laufende Verpflichtungen zu erfüllen. Die vorhandene Finanzierungszusage stützt die Going-Concern-Annahme, ersetzt jedoch kein nachhaltiges Eigenkapital.
Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies: kein akuter Handlungsbedarf, aber hoher Informations- und Beobachtungsbedarf. Insbesondere bei künftigen Entwicklungen der Stromerlöse, Zinsbelastungen oder technischer Störungen können negative Effekte schnell spürbar werden. Ein regelmäßiges Controlling auf Geschäftsführungsebene und Transparenz gegenüber den Kommanditisten sind jetzt besonders wichtig.