Der Jahresabschluss der SL Windpark Werl GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 bietet Einblicke in die finanzielle und operative Entwicklung des Unternehmens. Nachfolgend wird die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage aus Sicht eines Anlegers kritisch beleuchtet.
1. Vermögensstruktur (Bilanz)
Die Bilanzsumme ist im Berichtsjahr erheblich gestiegen, von 2,0 Mio. EUR im Jahr 2022 auf 21,0 Mio. EUR im Jahr 2023. Dieses Wachstum ist vor allem auf die Erweiterung des Anlagevermögens zurückzuführen.
A. Anlagevermögen
- Erhebliche Zunahme der Sachanlagen: Das Anlagevermögen stieg von 792.002 EUR auf 15,3 Mio. EUR. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau zurückzuführen (15,3 Mio. EUR).
- Risikofaktor: Die hohe Konzentration auf Anlagen im Bau birgt das Risiko von Bauverzögerungen, Kostenüberschreitungen und möglichen Renditeabweichungen. Anleger sollten den Fertigstellungszeitplan und die Wirtschaftlichkeit dieser Projekte genau beobachten.
B. Umlaufvermögen
- Erhöhte Liquidität: Der Kassenbestand und die Bankguthaben stiegen signifikant von 918.138 EUR auf 5,4 Mio. EUR. Dies deutet auf eine verbesserte finanzielle Flexibilität zur Deckung kurzfristiger Verpflichtungen hin.
- Stabile Forderungen: Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände blieben mit 273.000 EUR nahezu unverändert, was auf keine wesentliche Veränderung im operativen Geschäft hinweist.
C. Rechnungsabgrenzungsposten
Die geringfügige Erhöhung auf 53.708 EUR (Vorjahr 50.041 EUR) zeigt eine Nachverrechnung von im Voraus bezahlten Aufwendungen, was üblich ist und keine größeren Bedenken hervorruft.
2. Kapital- und Schuldenstruktur
A. Eigenkapital
- Wachstum im Eigenkapital: Das Eigenkapital stieg von 835.000 EUR auf 2,2 Mio. EUR. Dennoch verbleibt die Eigenkapitalquote mit etwa 10,4 % im unteren Bereich, was auf eine hohe Fremdkapitalabhängigkeit hinweist und potenziell das finanzielle Risiko erhöht.
B. Verbindlichkeiten
- Deutlicher Anstieg der Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten kletterten von 452.815 EUR auf 18,1 Mio. EUR.
- Bankdarlehen: Die Hauptlast entfällt auf langfristige Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von 16,7 Mio. EUR, wovon ca. 11,5 Mio. EUR eine Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren haben. Diese Fremdmittel finanzieren offenbar die laufenden Projekte.
- Sonstige Verbindlichkeiten: Diese haben sich auf 1,4 Mio. EUR erhöht, wobei kurzfristige Verbindlichkeiten mit 170.000 EUR überschaubar bleiben.
- Hebelwirkung: Die hohe Verschuldung erhöht die Abhängigkeit von zukünftigen Erträgen. Ein Anstieg der Zinsen oder Verzögerungen bei Projekterträgen könnte die Rückzahlungskapazität des Unternehmens erheblich beeinträchtigen.
3. Ertragslage (Gewinn- und Verlustrechnung)
A. Umsatz und Ergebnis
- Rückgang des Rohergebnisses: Das Rohergebnis fiel von 1,59 Mio. EUR im Jahr 2022 auf 1,02 Mio. EUR im Jahr 2023, was einem Rückgang von 36 % entspricht. Dieser Rückgang könnte auf geringere Betriebserträge oder gestiegene Kosten hindeuten.
- Jahresüberschuss: Mit einem Jahresüberschuss von 190.148 EUR (2022: 927.738 EUR) zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Rückgang der Rentabilität.
B. Kostenbelastung
- Betriebliche Aufwendungen: Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen blieben mit 498.348 EUR auf dem Niveau des Vorjahres (496.497 EUR). Dennoch ist der Rückgang des Rohergebnisses ein klarer Hinweis auf Druck auf die Kostenstruktur.
- Zinsaufwendungen: Diese belaufen sich auf 332.176 EUR und spiegeln das hohe Fremdkapital wider. Weitere Zinssteigerungen könnten die Rentabilität weiter schmälern.
C. Steuerbelastung
Die Steueraufwendungen sanken erheblich, was die gesunkene Profitabilität widerspiegelt. Dies ist ein positiver Entlastungsfaktor, der aber allein nicht ausreicht, um die Rentabilität zu stützen.
4. Weitere Überlegungen
A. Finanzielle Verpflichtungen und Risiken
Das Unternehmen hat langfristige Pachtverpflichtungen in Höhe von 156.500 EUR, die bis 2026 laufen. Insgesamt bleiben diese Verpflichtungen im Rahmen, stellen aber zusätzliche finanzielle Belastungen dar.
B. Leitung und Organisationsstruktur
- Schlanke Struktur: Die Gesellschaft beschäftigt keine Mitarbeiter außer der Geschäftsführung, was die Fixkosten niedrig hält.
- Regulatorische Konformität: Der Abschluss entspricht den HGB-Vorgaben und weist eine hohe Transparenz auf.
Fazit und Empfehlungen für Anleger
Positive Aspekte:
- Der starke Anstieg des Anlagevermögens deutet auf Wachstum und Expansionspläne hin.
- Der Kassenbestand sichert die kurzfristige Zahlungsfähigkeit.
- Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften fördert Transparenz und Vertrauen.
Potenzielle Risiken:
- Die Abhängigkeit von langfristigem Fremdkapital und die niedrige Eigenkapitalquote erhöhen das finanzielle Risiko.
- Verzögerungen oder Probleme bei der Fertigstellung laufender Projekte könnten die Rentabilität beeinträchtigen.
- Der Rückgang der Profitabilität und das weiter steigende Kostenrisiko verlangen Aufmerksamkeit.
Empfehlungen:
- Projektüberwachung: Anleger sollten den Fortschritt und die Kostenkontrolle der Anlagen im Bau genau verfolgen.
- Verschuldungsstrategie: Das Management sollte Maßnahmen zur Reduzierung der hohen Fremdmittelbelastung prüfen.
- Langzeitprognosen: Die wirtschaftlichen Erwartungen und potenzielle Ertragsziele der laufenden Projekte sollten transparent kommuniziert werden.
Die SL Windpark Werl GmbH & Co. KG bietet durch Investitionen und Expansion im Bereich erneuerbare Energien viel Potenzial, birgt aber auch erhebliche finanzielle Risiken, die einer genauen Kontrolle bedürfen.