Laut einer aktuellen Umfrage des unabhängigen Lewada-Zentrums in Moskau wird Deutschland von einer Mehrheit der Russinnen und Russen inzwischen als das ihnen am feindlichsten gesinnte Land wahrgenommen. 55 Prozent der Befragten nannten Deutschland bei der Frage nach den „unfreundlichsten Staaten“ an erster Stelle – ein drastischer Anstieg um 40 Prozentpunkte seit Mai 2020.
Über zwei Jahrzehnte hinweg hatten traditionell die USA diesen Spitzenplatz inne. Doch in der aktuellen Erhebung gaben nur noch 40 Prozent der Befragten die Vereinigten Staaten als Hauptgegner an. Als Grund nennt das Lewada-Zentrum eine Wiederbelebung der bilateralen Beziehungen unter US-Präsident Donald Trump, die in der russischen Öffentlichkeit offenbar positiv wahrgenommen wird.
Der starke Meinungsumschwung gegenüber Deutschland dürfte vor allem mit dem Ukrainekrieg, den westlichen Sanktionen und der aktiven militärischen Unterstützung Kiews durch Berlin zusammenhängen. Deutschland spielt in der NATO eine zunehmend sichtbare Rolle, liefert Waffen an die Ukraine und tritt öffentlich als Kritiker des Kremls auf – Entwicklungen, die in der russischen Propaganda häufig aufgegriffen und negativ dargestellt werden.
Die Umfrage spiegelt nicht nur die angespannte politische Großwetterlage, sondern auch die zunehmende Wirkung staatlich kontrollierter Medien in Russland, die gezielt Feindbilder verstärken.