Angesichts einer deutlich sinkenden Geburtenrate vollzieht Vietnam einen politischen Kurswechsel und hebt seine jahrzehntelange Zwei-Kind-Politik auf. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Vietnam News Agency berichtet, sollen Paare künftig frei entscheiden dürfen, wie viele Kinder sie bekommen möchten – ein Schritt, der als Reaktion auf die wachsende Sorge vor einer Überalterung der Bevölkerung gilt.
Die Entscheidung markiert eine Abkehr von der bisherigen Familienpolitik, die vor allem auf Bevölkerungsbegrenzung ausgerichtet war. Zwar ist die Geburtenrate bereits seit 2013 rückläufig, doch in den vergangenen vier Jahren hat sich dieser Trend noch einmal spürbar beschleunigt. Derzeit liegt die durchschnittliche Kinderzahl bei 1,91 pro Frau – unterhalb des Niveaus, das langfristig notwendig wäre, um eine stabile Bevölkerungszahl zu halten.
Vietnam steht damit vor ähnlichen demografischen Herausforderungen wie viele andere asiatische Länder: Eine alternde Bevölkerung, eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung und wachsende Belastungen für soziale Sicherungssysteme. Die Aufhebung der Zwei-Kind-Regelung soll Anreize schaffen, wieder mehr Kinder zu bekommen – auch wenn Experten mahnen, dass politische Lockerungen allein oft nicht ausreichen.
Hohe Lebenshaltungskosten, mangelnde Kinderbetreuung und wachsender Leistungsdruck führen in vielen Ländern dazu, dass sich junge Menschen bewusst gegen größere Familien entscheiden. Ob Vietnams neue Freiheiten in der Familienplanung zu einem spürbaren Babyboom führen, bleibt daher abzuwarten.
Klar ist jedoch: Der demografische Wandel ist längst in Gang – und Vietnam beginnt nun, aktiv gegenzusteuern.