Riesa hat ein neues Aushängeschild – und das brummt elektrisch: Der Stahlhersteller Feralpi hat am traditionsreichen Standort ein klimaneutrales Walzwerk in Betrieb genommen. Was nach Industrie der Zukunft klingt, ist laut Werksleiter Uwe Reinecke auch genau das: Die Anlage arbeite vollständig emissionsfrei – zumindest, solange der Strom grün ist. Und davon braucht sie eine Menge. Genauer gesagt: so viel wie alle Dresdner Haushalte zusammen. Ein kleiner Hinweis darauf, dass klimafreundlich nicht immer gleichbedeutend mit energiearm ist.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ließ es sich nicht nehmen, den Start des Großprojekts als „starkes Signal“ in wirtschaftlich angespannten Zeiten zu loben. Ein Industriebetrieb, der mutig investiert statt stillzulegen – das kommt derzeit fast schon einem politischen Statement gleich. Mehr als 220 Millionen Euro hat Feralpi in den neuen Produktionszweig gesteckt – ein klares Bekenntnis zum Standort Sachsen.
Neben dem ökologischen Anspruch punktet das neue Werk auch sozial: Rund 100 neue Arbeitsplätze sollen entstehen, ergänzt die bisher 850 Beschäftigten vor Ort. In einer Branche, die oft zwischen Strukturwandel und globalem Preisdruck zerrieben wird, ist das keine Selbstverständlichkeit.
Bleibt die Frage: Wie nachhaltig ist „klimaneutral“, wenn der Stromverbrauch ganze Städte herausfordert? Die Antwort liegt – wie so oft – im Strommix. Solange die Energie grün ist, bleibt auch das Walzwerk sauber. Ist sie es nicht, wird es eine besonders leise, besonders heiße Luftnummer. Doch eines steht fest: Die Industrie hat begriffen, dass CO₂-freie Produktion mehr ist als ein Etikett – sie ist ein Standortfaktor. Und in Riesa rollt der grüne Stahl schon vom Band.