Die Zahl der kanadischen Touristen in den USA ist in den letzten Monaten dramatisch zurückgegangen. Laut einem Bericht von USA TODAY meiden viele Kanadier Reisen in die Vereinigten Staaten aufgrund verschärfter politischer Rhetorik unter Präsident Donald Trump, neuer Zölle und eines allgemein angespannten Klimas an den Grenzen. Einige Kanadier fühlen sich schlichtweg nicht mehr willkommen.
So tauschte das Ehepaar Don Delayen aus Vancouver beispielsweise eine geplante Reise nach Kalifornien gegen Urlaub in Mexiko. Anlass war unter anderem Trumps Äußerung, Kanada als 51. US-Bundesstaat annektieren zu wollen. Auch Trumps Ton gegenüber Kanada sei für viele ein Angriff auf die nationale Souveränität, sagt Delayen.
Die Auswirkungen sind messbar: Laut Statistics Canada sank im März die Zahl der Kanadier, die mit dem Auto in die USA reisten, um 32 % gegenüber dem Vorjahr. Flugreisen in die USA gingen um 13,5 % zurück. Besonders betroffen ist Kalifornien, das im Februar bereits einen Rückgang von 12 % bei kanadischen Besuchern verzeichnete. Gouverneur Gavin Newsom reagierte mit einer Werbekampagne, um kanadische Touristen zurückzugewinnen.
Doch viele Kanadier entdecken nun Alternativen: Neben der eigenen Heimat – etwa Reiseziele wie Tofino, St. John’s oder Gaspésie – gewinnen auch internationale Orte wie Lissabon, Koh Samui oder St. Pierre und Miquelon an Beliebtheit. Expedia verzeichnete besonders für Ziele innerhalb Kanadas einen Buchungsboom seit Jahresbeginn.
Laut der U.S. Travel Association könnte ein Rückgang von nur 10 % bei kanadischen Besuchern die US-Wirtschaft über zwei Milliarden Dollar jährlich kosten. Bei dem derzeitigen Rückgang von über 30 % drohen sogar Einbußen von mehr als sechs Milliarden Dollar im Jahr 2025.
Viele Kanadier sehen die Reiseverlagerung als Chance zur Selbstfindung. Die Journalistin Jen McGuire aus Ontario etwa hat mehrere Reisen in die USA abgesagt – nicht aus Hass, sondern aus Vorsicht und einem Wunsch, die eigene Heimat besser kennenzulernen. Sie plant stattdessen einen Roadtrip durch New Brunswick und eine Wanderung in den Rockies.
Kanadas frühere enge Bindung an die USA wankt, zumindest im Tourismus. Für viele heißt es jetzt: „Wir machen unser eigenes Ding.“