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Wiener Taxis auf dem Weg in die Zukunft – aber die Ladeinfrastruktur hinkt hinterher

Seit Anfang 2025 gilt in Wien eine neue Vorschrift: Neue Taxis dürfen nur noch dann zugelassen werden, wenn sie vollelektrisch betrieben werden. Damit will die Stadt ein deutliches Zeichen in Richtung Klimaschutz setzen und den CO₂-Ausstoß im urbanen Verkehr senken. Doch der Weg zur emissionsfreien Taxiflotte gestaltet sich in der Praxis deutlich holpriger als erhofft.

Aktuell sind laut Angaben der Wirtschaftskammer rund 8.400 Taxis in Wien registriert. Davon fahren bisher gerade einmal etwa 290 mit reinem Elektroantrieb. Zwar ist ein jährlicher Zuwachs von mehreren hundert E-Taxis zu erwarten – doch gemessen an der Gesamtzahl ist der Anteil nach wie vor gering. Und das hat vor allem einen Grund: die Ladeinfrastruktur.

Laden statt fahren: Ein Wettbewerbsnachteil für Taxis

Viele Taxiunternehmer stehen der Umstellung kritisch gegenüber. Die Sorge: Längere Ladezeiten könnten dazu führen, dass ein Fahrzeug über Stunden nicht einsatzbereit ist. Im Taxibetrieb, wo Zeit gleich Geld ist, stellt das ein erhebliches Problem dar. Zwar wird an Schnellladestationen gearbeitet, doch aus Sicht der Wirtschaftskammer ist das Tempo beim Ausbau zu langsam. Vor allem an zentralen Standorten wie Bahnhöfen oder stark frequentierten Taxistandplätzen fehlen ausreichende Lademöglichkeiten.

Die Stadt Wien und der Energieversorger Wien Energie befinden sich zwar in Gesprächen mit der Branche, insbesondere zur Einrichtung von Schnellladepunkten – konkrete Lösungen lassen jedoch auf sich warten. Ohne eine flächendeckende, zuverlässige Ladeinfrastruktur dürfte der Wandel zur E-Taxiflotte ins Stocken geraten.

Uber setzt sich an die Spitze der E-Mobilität

Anders als viele klassische Taxiunternehmen setzt der Fahrdienstanbieter Uber auf E-Offensive. Mit der Option Uber Green bietet das Unternehmen Fahrten ausschließlich mit Elektroautos an – und das zum gleichen Preis wie beim herkömmlichen UberX-Service. Damit will Uber nicht nur emissionsfreie Mobilität fördern, sondern auch ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit setzen.

Laut einer Umfrage, auf die sich Uber beruft, wünschen sich 61 Prozent der Wienerinnen und Wiener mehr emissionsfreie Fahrzeuge auf den Straßen. Besonders umweltbewusste Fahrgäste könnten durch dieses Angebot gezielt abgeholt werden – ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber dem klassischen Taxigewerbe.

Politik zwischen Vision und Realität

Auch politisch wird das Thema E-Mobilität intensiv diskutiert. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) stellte den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur in Aussicht. Unterstützung kommt von den Grünen und den NEOS, die allerdings betonen, dass der Umstieg auf Elektroautos nur dann sinnvoll sei, wenn sichergestellt ist, dass Fahrerinnen und Fahrer ihre Fahrzeuge unkompliziert laden können.

Kritisch äußerte sich hingegen die FPÖ. Sie bezeichnete die verpflichtende Umstellung auf E-Antriebe als übereilt. Für FPÖ-Politiker Dominik Nepp sei es ein Fehler gewesen, neue Zulassungen ausschließlich auf Elektroautos zu beschränken, ohne vorher für ausreichende Ladeinfrastruktur zu sorgen.

Fazit: Ziel richtig, Umsetzung holprig

Die Umstellung auf Elektromobilität im Taxiverkehr ist ein wichtiges Instrument, um städtische CO₂-Emissionen zu senken. Doch der Fall Wien zeigt: Gute Absichten allein reichen nicht. Ohne die passende Infrastruktur geraten ambitionierte Klimaziele ins Wanken. Die Politik muss jetzt liefern – und dafür sorgen, dass Taxifahrerinnen und -fahrer mit der neuen Technik nicht alleine gelassen werden. Denn nur wenn sich Nachhaltigkeit auch im Alltag bewährt, kann der Wandel auf breiter Ebene gelingen.

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