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DIW-Ökonom warnt vor Verkauf deutscher Goldreserven – „Kein geeignetes Mittel gegen Haushaltslöcher“

PublicDomainPictures (CC0), Pixabay

Der Vorschlag, die Goldreserven der Bundesbank zur Deckung von Haushaltsdefiziten heranzuziehen, stößt auf deutliche Kritik aus der Wirtschaftsforschung. Alexander Kriwoluzky, Ökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), sprach sich in einem Interview mit dem MDR klar gegen einen solchen Schritt aus. Aus seiner Sicht wäre der Verkauf von Gold nicht nur wirtschaftlich riskant, sondern auch ein fatales Signal an die Bevölkerung und die internationalen Finanzmärkte.

Goldverkauf würde Preisverfall und Verluste auslösen

Kriwoluzky warnte insbesondere vor den ökonomischen Folgen eines plötzlichen Goldverkaufs durch die Bundesbank: „Ein solcher Schritt würde unweigerlich den Goldpreis am Weltmarkt drücken“, so der Wissenschaftler. Da Deutschland mit rund 3.300 Tonnen über die zweitgrößten Goldreserven der Welt verfügt, hätte ein größerer Verkauf spürbare Auswirkungen auf das globale Marktgeschehen. Die Konsequenz: Wertverluste der verbleibenden Bestände und massive bilanzielle Einbußen für die Bundesbank – ein Verlustgeschäft, das dem Staat am Ende sogar mehr schaden als nützen könnte.

Vertrauen der Bevölkerung in Geldpolitik gefährdet

Noch gravierender als die finanziellen Folgen wären laut Kriwoluzky jedoch die psychologischen Effekte. Die Goldreserven gelten in Deutschland als eine Art „stille Notreserve“ und sind tief im kollektiven Bewusstsein mit Sicherheit und Währungsstabilität verbunden. „Ein plötzlicher Verkauf könnte als Signal gewertet werden, dass der Staat in ernsthaften Schwierigkeiten steckt – das würde das Vertrauen in die Geldpolitik nachhaltig erschüttern“, so Kriwoluzky. Ein solcher Vertrauensverlust könne langfristige Folgen für die Stabilität des Finanzsystems und die Glaubwürdigkeit deutscher Finanzpolitik haben.

Goldreserven nur im Ernstfall antasten

Für den Ökonomen gibt es nur ein einziges Szenario, in dem ein Zugriff auf die Goldreserven legitim und nachvollziehbar wäre: im Kriegs- oder Katastrophenfall. In einer solchen Ausnahmesituation könne das Gold als äußerstes Mittel zur Finanzierung nationaler Sicherheit dienen. Für haushaltspolitische Engpässe oder strukturelle Budgetprobleme sei ein Verkauf hingegen weder notwendig noch verantwortbar.

Stattdessen plädiert Kriwoluzky dafür, fiskalische Herausforderungen durch strukturelle Reformen, gezielte Einsparungen und gegebenenfalls durch moderate Steueranpassungen anzugehen – nicht durch das Veräußern strategischer Rücklagen.

Politische Diskussion bleibt brisant

Die Diskussion um den Einsatz der Goldreserven ist nicht neu, flammt aber angesichts steigender Staatsausgaben und Schuldenlimits regelmäßig wieder auf. Befürworter eines Goldverkaufs argumentieren, dass ungenutzte Reserven volkswirtschaftlich besser genutzt werden könnten, um aktuelle Krisen zu finanzieren. Dagegen stellen Kritiker wie Kriwoluzky die langfristige Stabilitätsfunktion des Goldes über kurzfristige Einnahmeeffekte.

Die Haltung der Bundesbank ist dabei klar: Sie sieht ihre Goldbestände nicht als „Verfügungsmasse“ für politische Zwecke, sondern als Teil ihrer geldpolitischen Unabhängigkeit und als Sicherheitsanker für außergewöhnliche Krisenszenarien.

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