Der aktuelle Jahresabschluss der Windpark Wörrstadt-Ost GmbH & Co. KG verdeutlicht, wie sich eine Kombination aus fortschreitender bilanzieller Substanzabnahme, hoher Fremdfinanzierung und geringen Eigenmitteln auf die Stabilität einer Windparkgesellschaft auswirken kann. Die Ergebnisse werfen aus Anlegersicht wesentliche Fragen zur langfristigen Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und zur Vermögenslage auf.
Bilanzieller Substanzverlust – Rückgang auf ganzer Linie
Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich von rund 7,93 Mio. Euro auf nur noch 5,33 Mio. Euro gesunken – ein Rückgang um etwa 33 %. Dabei verringerte sich das Anlagevermögen durch Abschreibungen um über 1,18 Mio. Euro auf 2,85 Mio. Euro. Zugänge, Umbuchungen oder Investitionen wurden keine verbucht. Die technische Substanz wird offenbar nur abgeschrieben, aber nicht erneuert oder erweitert – ein typisches Bild für auslaufende Windparkprojekte oder Anlagen ohne Investitionsperspektive.
Auch das Umlaufvermögen hat stark abgenommen – insbesondere die liquiden Mittel, die um knapp 1 Mio. Euro sanken. Diese Entwicklung spricht nicht unbedingt für einen ertragsstarken Geschäftsbetrieb, sondern eher für das Aufzehren von Reserven. Die Forderungen haben sich ebenfalls halbiert, was auf rückläufige Einzahlungen oder sinkende Außenstände hindeuten könnte.
Eigenkapital weiterhin auf sehr niedrigem Niveau
Das Eigenkapital liegt wie im Vorjahr bei lediglich rund 765.000 Euro, was einer Eigenkapitalquote von nur etwa 14 % entspricht – ein Wert, der für ein kapitalintensives Windparkprojekt ausgesprochen niedrig ist. Auffällig ist dabei, dass das haftende Kommanditkapital mit 2,85 Mio. Euro bilanziert wird, der größte Teil davon aber offenbar bereits in den Vorjahren durch Entnahmen geschmälert wurde. Für Anleger bedeutet dies: Es besteht kaum noch finanzieller Puffer zur Abfederung von Ausfällen oder Betriebskostensteigerungen.
Verbindlichkeiten rückläufig – aber weiterhin hoch und gesellschafterlastig
Die Gesamtverbindlichkeiten konnten im Vergleich zum Vorjahr von 5,55 Mio. Euro auf 3,53 Mio. Euro reduziert werden. Dies ist prinzipiell positiv, relativiert sich jedoch durch die nach wie vor hohe Gesellschafterabhängigkeit: 1,13 Mio. Euro stammen weiterhin aus Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern. Diese nachrangigen Mittel können aus Sicht externer Kapitalgeber im Ernstfall nicht als Sicherheit dienen.
Die Bankverbindlichkeiten wurden von 2,5 Mio. Euro auf 1,875 Mio. Euro gesenkt, wovon weiterhin ein erheblicher Teil langfristig zu tilgen ist. Die Besicherung erfolgt über Globalzessionen und Sicherungsübereignungen, was die Fremdfinanzierung stabilisiert, jedoch auch zur Folge hat, dass kaum freies Vermögen zur Verfügung steht.
Hohe Rückstellungen und außerbilanzielle Verpflichtungen
Die Rückstellungen betrugen zum Jahresende noch 1,03 Mio. Euro, im Vergleich zu 1,62 Mio. Euro im Vorjahr. Auch hier ist ein Abbau zu erkennen. Der Hauptanteil entfällt auf Rückstellungen für Rückbauverpflichtungen, die in der Windbranche obligatorisch sind. Diese wurden mit 1,91 % abgezinst und verursachen jährliche Aufwandsposten. Zusätzlich bestehen nicht bilanzierte Verpflichtungen in Höhe von 2,55 Mio. Euro, z. B. aus Dienstleistungsverträgen oder Pachtvereinbarungen. Diese laufenden Zahlungsverpflichtungen stellen eine fortwährende Belastung dar, insbesondere bei rückläufiger Ertragskraft.
Fehlender Lagebericht reduziert die Transparenz
Aufgrund der Einordnung als kleine Gesellschaft wurde kein Lagebericht veröffentlicht. Damit bleiben zentrale Informationen zur Stromproduktion, den erzielten Einspeiseerlösen, der wirtschaftlichen Entwicklung oder zu geplanten Investitionen unzugänglich. Für Anleger, die auf fundierter Basis investieren oder bewerten möchten, bedeutet dies eine deutlich eingeschränkte Analysegrundlage.
Fazit für Anleger
Die Windpark Wörrstadt-Ost GmbH & Co. KG weist 2024 eine insgesamt rückläufige Bilanzstruktur mit sinkendem Vermögen, niedriger Eigenkapitalquote und hohem Gesellschafterfinanzierungsanteil auf. Es bestehen dauerhafte Zahlungsverpflichtungen bei gleichzeitig abnehmender Substanz – sowohl bilanziell als auch potenziell technisch. Die fortschreitenden Abschreibungen ohne Neuinvestitionen deuten darauf hin, dass keine langfristige Ausrichtung oder Modernisierung geplant ist. Für Anleger entsteht somit das Bild eines Projekts in der Konsolidierungs- oder Endbetriebsphase. Eine Investition sollte daher nur nach sorgfältiger Prüfung der wirtschaftlichen Restlaufzeit und der Liquiditätslage erfolgen.