Während viele Regionen in Deutschland wirtschaftlich weiter kämpfen, zeigt sich der Norden des Landes erstaunlich robust. Der Grund: Der anhaltende Rüstungsboom verschafft vor allem Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein spürbare Wachstumsschübe. Das geht aus aktuellen Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts hervor.
Demnach konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2024 nur in fünf von 16 Bundesländern gegenüber dem Vorquartal zulegen – und vier davon liegen im Norden oder in der Nähe.
Niedersachsen an der Spitze
Besonders stark profitierte Niedersachsen, wo das BIP um beachtliche 1,4 Prozent zulegte – der höchste Wert im gesamten Bundesgebiet. Auch Mecklenburg-Vorpommern (+1,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (+1,0 Prozent) entwickelten sich deutlich besser als der Bundesschnitt.
Selbst Hamburg und Hessen – wenn auch in geringerem Ausmaß – verzeichneten noch ein kleines Wachstum, während viele andere Regionen Deutschlands mit stagnierenden oder gar schrumpfenden Wirtschaftsdaten zu kämpfen haben.
Rüstungsindustrie als Wachstumstreiber
Der Motor hinter diesem regionalen Aufschwung ist vor allem die boomende Rüstungsindustrie. Werften, Rüstungskonzerne und Zulieferbetriebe im Norden erleben seit Beginn des Ukraine-Krieges und angesichts steigender Verteidigungsausgaben eine Sonderkonjunktur. Insbesondere der Bau von Kriegsschiffen, U-Booten und Militärtechnik in Norddeutschland sorgt für volle Auftragsbücher und sichere Jobs.
Experten des Ifo-Instituts sehen hierin aktuell einen entscheidenden Standortvorteil für den Norden – während andere Branchen, etwa Bau oder Einzelhandel, weiter unter der schwachen Binnenkonjunktur leiden.
Regional sehr unterschiedliche Entwicklung
Die Zahlen zeigen einmal mehr, wie unterschiedlich sich die deutsche Wirtschaft derzeit entwickelt: Während die nördlichen Bundesländer gestärkt aus der aktuellen Lage hervorgehen, stecken viele südliche und östliche Regionen in einem Konjunkturtief.
Ob der Rüstungsboom jedoch dauerhaft die Wirtschaftskraft des Nordens sichern kann, bleibt abzuwarten. Denn das Wachstum beruht derzeit vor allem auf krisenbedingten Sondereffekten – und nicht auf einer breit aufgestellten Wirtschaftsstruktur.