Die we.on GmbH & Co. Windpark Eberschütz KG hat ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023 vorgelegt. Für Anlegerinnen und Anleger offenbart sich darin ein gemischtes Bild mit deutlichen Risiken, aber auch erklärbaren Entwicklungen. Die auffälligste Veränderung ist der massive Rückgang der Bilanzsumme von über 1,08 Millionen Euro im Jahr 2022 auf nur noch rund 373.000 Euro zum Ende des Geschäftsjahres 2023. Damit hat sich das Vermögen der Gesellschaft in kurzer Zeit um mehr als 65 Prozent reduziert – ein Vorgang, der aus Investorensicht zunächst äußerst kritisch zu hinterfragen ist.
Besonders problematisch: Das gesamte Eigenkapital der Gesellschaft ist zum Bilanzstichtag vollständig aufgezehrt. Während 2022 noch ein Eigenkapital von rund 682.000 Euro ausgewiesen wurde, weist die Bilanz zum 31. Dezember 2023 in der Eigenkapitalposition exakt 0 Euro aus. Stattdessen taucht auf der Aktivseite ein „nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Verlustanteil der Kommanditisten“ in Höhe von 12.837,92 Euro auf – eine Bilanzierungstechnik, die verwendet wird, wenn Verluste das Kapital übersteigen. Für Anleger ist dies ein sehr ernstes Warnsignal: Die Gesellschaft hat im laufenden Jahr offenbar weitere Verluste geschrieben, die das vorhandene Eigenkapital vollständig aufgezehrt haben. Die Gesellschaft befindet sich damit bilanziell in einem Zustand der Unterdeckung.
Die Rückstellungen betragen zum Jahresende knapp 290.000 Euro und machen damit den größten Teil der Passivseite aus. Gegenüber dem Vorjahr sind sie leicht gesunken (Vorjahr: 325.000 Euro). Da im Anhang erläutert wird, dass Rückstellungen für alle erkennbaren Risiken und Verpflichtungen gebildet wurden, ist von einer grundsätzlich vorsichtigen Bilanzierung auszugehen. Dennoch bleibt unklar, wie sich diese Rückstellungen im Einzelnen zusammensetzen, was die Transparenz für Kapitalgeber einschränkt.
Die Verbindlichkeiten sind mit rund 83.000 Euro angesetzt, was gegenüber dem Vorjahr (77.000 Euro) einem leichten Anstieg entspricht. Alle Verbindlichkeiten sind kurzfristiger Natur. Positiv ist zu vermerken, dass keine Schulden gegenüber Gesellschaftern mehr bestehen, während im Vorjahr noch 3.000 Euro aufgeführt waren. Dies reduziert zumindest die interne Abhängigkeit.
Ein genauer Blick auf die Aktivseite zeigt, dass sich das Anlagevermögen zwar leicht erhöht hat – von rund 13.700 Euro auf knapp 19.800 Euro –, dass aber vor allem das Umlaufvermögen deutlich eingebrochen ist. Lag es 2022 noch bei über 1 Million Euro, sind es 2023 nur noch rund 338.000 Euro. Insbesondere die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind stark zurückgegangen – von 924.000 Euro auf 80.000 Euro. Dieser Rückgang könnte beispielsweise durch abgeschlossene Projektphasen oder auslaufende Zwischenfinanzierungen erklärt werden. Die Liquidität in Form von Bankguthaben ist dagegen gestiegen – von 144.000 Euro auf 258.000 Euro. Dies spricht für eine Verbesserung der kurzfristigen Zahlungsfähigkeit, reicht jedoch nicht aus, um das strukturelle Eigenkapitalproblem zu überdecken.
Für Anleger besonders bedenklich ist, dass aus dem Abschluss keinerlei Umsatzerlöse, operative Ergebnisse oder Kapitalbewegungen hervorgehen. Es bleibt offen, wie es zu dem vollständigen Kapitalverlust kam und ob es eine Rückführung von Mitteln an Gesellschafter, operative Verluste oder projektbedingte Abschreibungen gab. Ohne eine Gewinn- und Verlustrechnung oder zusätzliche Informationen über den laufenden Betrieb kann nicht beurteilt werden, ob das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist oder eine Sanierung notwendig wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass die we.on GmbH & Co. Windpark Eberschütz KG sich zum 31.12.2023 in einer äußerst angespannten finanziellen Lage befindet. Der Kapitalverlust, das Fehlen von Eigenmitteln sowie der drastische Rückgang der Bilanzsumme sind aus Anlegersicht hochkritisch. Zwar ist eine vorübergehende Schwächephase bei Projektgesellschaften im Windenergiesektor nicht unüblich – etwa durch Verzögerungen bei Genehmigungen oder Netzanschlüssen –, doch ohne zusätzliche Erläuterungen zur wirtschaftlichen Lage oder zu geplanten Kapitalmaßnahmen ist der Abschluss nicht geeignet, Vertrauen bei Kapitalgebern aufzubauen. Anleger sollten sehr vorsichtig agieren und eine Entscheidung über Neuengagements oder Kapitalerhöhungen nur auf Basis ergänzender Informationen treffen, etwa eines aktuellen Lageberichts oder einer Investorenkommunikation.