Nach der überraschenden 90-tägigen Zollpause, die US-Präsident Donald Trump verkündet hat, schossen die Börsenkurse nach oben – doch dieser Anstieg ist keine Erfolgsmeldung, sondern ein Aufatmen nach der Krise, wie CNN-Analystin Allison Morrow schreibt.
Ein Strohfeuer an der Börse
Die Wall Street reagierte euphorisch: Der S&P 500 verzeichnete den drittbesten Handelstag seiner Geschichte (+9,5 %), die Nasdaq stieg um über 12 %, der Dow Jones um fast 2.900 Punkte. Trump feierte den Moment medienwirksam, sprach sogar vom „größten Tag der Finanzgeschichte“.
Doch der Kursanstieg sei, so die Analyse, kein Vertrauensbeweis – sondern ein „Luftschnappen“ nach einem dramatischen Einbruch, bei dem in nur fünf Tagen 6 Billionen Dollar an Marktwert vernichtet wurden.
Wirtschaftliche Schäden bleiben
Die tatsächlichen wirtschaftlichen Schäden durch Trumps erratische Zollpolitik seien nicht durch einen einzigen „grünen Tag“ an den Börsen auszugleichen. Die Unsicherheit auf den Märkten bleibt hoch, Lieferketten sind gestört, Unternehmen zögern mit Investitionen – viele lassen ihre Waren einfach im Hafen liegen, weil sie sich die Einfuhrsteuern nicht leisten können.
Rezession wahrscheinlich – trotz Pausenknopf
Der Chefökonom von RSM, Joe Brusuelas, sieht die US-Wirtschaft trotz Zollpause weiter auf Rezessionskurs. Die Wahrscheinlichkeit liege derzeit bei 55 %, vor der Zollpause waren es 20. Die Importpreise steigen, gleichzeitig wackelt das Vertrauen in das Weiße Haus als verlässlicher Akteur auf der Weltbühne.
Auch Goldman Sachs schätzt die Rezessionswahrscheinlichkeit weiter bei rund 45 % ein – also quasi Münzwurf-Niveau.
Trump, der Börsen-Fixierte
Obwohl Trump immer wieder betont, unabhängig vom Aktienmarkt zu handeln, zeigt sich das Gegenteil. Ein Tweet über mögliche Erleichterungen, der zunächst als „Fake News“ abgetan wurde, ließ die Märkte kurzzeitig steigen – ein Zeichen, wie sehr die Börsen auf kleinste Signale aus dem Weißen Haus reagieren.
Am Mittwochmorgen dann der endgültige Schritt: Trump postete auf Truth Social:
„THIS IS A GREAT TIME TO BUY!!!“
Der wahre Auslöser: Der Anleihenmarkt
Die Panik kam nicht nur vom Aktienmarkt, sondern vor allem vom US-Anleihenmarkt – einem der verlässlichsten Frühwarnsysteme der Finanzwelt. Investoren verkauften gleichzeitig Aktien und Anleihen, was normalerweise nicht passiert. Die Zinsen auf US-Staatsanleihen stiegen sprunghaft, ein gefährliches Zeichen, das auf Vertrauensverlust in die Stabilität der US-Finanzpolitik hindeutet.
Zitat von Ed Yardeni, Yardeni Research:
„Der Anleihenmarkt hat den Präsidenten erschreckt.“
Fazit
Trump hat vielleicht kurzfristig ein Börsenbeben gestoppt – aber das wirtschaftliche Nachbeben ist noch nicht vorbei. Der Markt hat ihm einen Ausweg angeboten. Ob er ihn nutzt, oder ob es nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm ist, bleibt offen.