Start Verbraucherschutz Was ist die Divestment-Bewegung?

Was ist die Divestment-Bewegung?

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Der Berliner Investor Jochen Wermuth hat Papst Franziskus ein Elektrofahrzeug zur einjährigen Nutzung zur Verfügung gestellt. Ende Januar übergab Wermuth den Nissan Leaf; den ursprünglich geplanten Wagen – ein Tesla Model S – hatte der Papst als zu luxuriös zurückgewiesen.

Welche Ziele verfolgt ein Finanzinvestor wie Wermuth damit? Nach verschiedenen Tätigkeiten war er 1999 einer der Gründer der Vermögensverwaltung Wermuth Asset Management GmbH (Berlin, vorher Wiesbaden und Frankfurt am Main, dort als European Mergers & Acquisitons GmbH, Gegenstand: „Die Finanzberatung beim Kauf und Zusammenlegung von Firmen, die Finanzierungsberatung bei Aufkäufen von Firmen, Aktien oder Schulden, die Beratung für die Erstauflage von Aktien (Erstemission) und Aktenemissionen sowie Bondemission, die Beratung für strukturierte Finanzierungen sowie Kapitalanlageberatungen und alle damit in Zusammenhang stehenden Rechtsgeschäfte“. Geschäftsführer sind Michael Ludwig, Dieter Wermuth und Jochen Wermuth.

Seit 2008 steckt Wermuth sein Geld ausschließlich in „grüne“ Investments und gründete dafür gemeinsam mit Charly Kleissner die Initiative „100% Impact family office“, deren Mitglieder des Netzwerkes sich zu ökonomisch und ökologisch sinnvollen Investments verpflichten. Damit ist er indirekt Vorreiter der sogenannten „Divestment-Bewegung“ geworden, die sich seit Anfang der 2010er-Jahre aus Amerika ausbreitet und sich für die Desinvestition, also den Abzug der investierten Mittel, aus Unternehmen einsetzt, die noch auf fossile Energieträger setzen. Zugleich fordert die Bewegung wenn möglich die Reinvestition in nachhaltige Anlagen. Wichtigste Motivation ist der trotz mancher Kritiker nicht mehr zu wegzuleugnende Klimawandel, aber auch die Sorge um die Gesundheit der Erdbevölkerung – man denke hier nur an die versmogten Städte Chinas. Mittlerweile hat das Divestment bedeutende Befürworter erhalten; darunter gehören unteren anderem der ehemalige US-Präsident Barack Obama, der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Prince Charles. Zahlreiche Institutionen und Privatinvestoren haben mittlerweile ihr Kapital aus entsprechenden Unternehmungen abgezogen, wobei dies, auf den gesamten Markt gesehen, nur einen minimalen Bruchteil ausmacht und somit kaum Wirkung zeigt.

Um ein Signal für derartige Anliegen zu setzen, hat Jochen Wermuth nun also dem Papst, bei dem man mit derartigen Anliegen offene Türen einrennt, einen E-Wagen zur Verfügung gestellt. Doch ganz uneigennützig ist diese Aktion nicht: Schließlich wird jetzt eine Arbeitsgruppe von Wermuths GmbH mit Vertretern des Vatikan gemeinsam dessen Investmentstrategien überprüfen und sich Gedanken darüber machen, wie man das Geld sinnvoll nachhaltig anlegen kann.

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