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Marktwächter Versicherungen

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Die Verbraucherzentrale Hamburg analysiert als Marktwächter Finanzen den Versicherungsmarkt. Denn ausgerechnet das Geschäft mit der Sicherheit birgt für Verbraucher viele Unsicherheiten. 

„Gib mir’n kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in der nichts sicher scheint“, heißt es im Refrain des Songs „Irgendwas bleibt“, den die Band Silbermond 2009 veröffentlichte. Wochenlang hielt er sich an der Spitze der deutschen Charts, wurde so zum inoffiziellen Soundtrack der Finanzkrise und drückt eines der Grundbedürfnisse deutscher Verbraucher aus.

Den Wunsch nach Sicherheit lassen sich Verbraucher laut Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) einiges kosten. Genauer gesagt mehr als 190 Milliarden Euro im Jahr, das sind fast  2400 Euro pro Kopf. Eine erhebliche Summe – besonders, wenn man bedenkt, dass bei den meisten Bundesbürgern die gesetzlichen Versicherungen noch hinzukommen – für Krankheits- und Pflegekosten, für den Fall der Arbeitslosigkeit und für die staatliche Rente.

Klar ist: Versicherungen berühren unangenehme Themen. Handfeste Ärgernisse wie Einbrüche und Urlaubsstornierungen, aber auch Ereignisse wie schwere Unfälle und Krankheiten, den Tod nahestehender Menschen oder auch die Frage, wie Partner und Kinder finanziell zurechtkommen, wenn man selbst plötzlich stirbt.

Veränderungen im Versicherungsmarkt

Wie groß der Einfluss von Versicherungsgesellschaften auf das Leben von Verbrauchern geworden ist, wird vor allem klar, wenn man sich verdeutlicht, dass sich der Staat aus zwei wesentlichen Bereichen der sozialen Fürsorge weitgehend zurückgezogen hat: Zum einen aus der Altersvorsorge, zum anderen aus der Absicherung bei Berufsunfähigkeit. Flankiert wird dies nun durch anhaltend niedrige Zinsen, die die Rendite von Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen immer weiter schmälern. Unterdessen bringt die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle hervor: Einige Anbieter offerieren zeitlich befristete Ad-hoc-Versicherungen, die sich via Smartphone buchen lassen. Und Kfz-Versicherer wollen mit Telematik-Tarifen das Fahrverhalten ihrer Kunden ergründen.

Richtige Absicherung für Verbraucher – aber wie?

Risiken zu ignorieren scheint vielen Verbrauchern fahrlässig, eine längere Auseinandersetzung mit den Gefahren belastend. Die Vertragsunterschrift erscheint als schneller Ausweg aus diesem Dilemma. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar: Außer einem guten Gefühl bieten manche Versicherungen ihren Kunden nicht viel. Bei Beratungen in den Verbraucherzentralen zeigt sich immer wieder: Viele Bürger sind zwar teuer, aber dennoch oft unzureichend versichert. Üppig ausgestattet mit diversen Policen für verschmerzbare Ärgernisse wie Gepäckverlust oder Smartphone-Defekt, sind sie für existenzielle Risiken hingegen oft schlechter abgesichert. Viele vor allem ältere Haftpflichtpolicen haben zu geringe Deckungssummen und nur ein Bruchteil der Erwerbstätigen ist durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei krankheits- oder unfallbedingtem Jobverlust ausreichend abgesichert.

Nahezu jeder zweite Euro, den die Deutschen für ihre privaten Policen ausgeben, fließt laut Zahlen des GDV in Kapitallebensversicherungen und private Rentenversicherungen. Die Kombination aus Risikoabsicherung und Sparkapital macht diese Policen für den Verbraucher aber häufig undurchsichtig und unflexibel. Der Schutz wird so paradoxerweise zum Risiko: Wer vorzeitig kündigt, kann mehr als 50 Prozent seines eingezahlten Kapitals verlieren.

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