Die EnBW Bürgerbeteiligung Wind 1 GmbH hat ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr vom 01.01.2024 bis 31.12.2024 vorgelegt. Nachfolgend wird der Abschluss aus der Perspektive eines Anlegers kritisch und fair bewertet, wobei die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft genauer beleuchtet wird.
1. Vermögenslage (Bilanz)
Die Bilanzsumme der EnBW Bürgerbeteiligung Wind 1 GmbH ist gegenüber dem Vorjahr von 1,87 Millionen EUR auf 1,72 Millionen EUR gesunken. Dies deutet auf eine leichte Reduktion der Vermögenswerte hin.
Aktiva:
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Anlagevermögen:
Die Ausleihungen an verbundene Unternehmen bleiben mit 1,66 Millionen EUR konstant und stellen weiterhin den größten Posten dar. Diese hohe Konzentration könnte ein Risiko bergen, da die Abhängigkeit vom Erfolg der verbundenen Unternehmen hoch ist. -
Umlaufvermögen:
Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind von 213.474 EUR auf 59.652 EUR stark gesunken. Ein Großteil dieser Forderungen entfällt auf Gesellschafter. Dies wirft die Frage auf, ob und wie liquide die Gesellschaft diese Beträge eintreibt, was Einfluss auf die kurzfristige Zahlungsfähigkeit haben könnte.
Passiva:
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Eigenkapital:
Das Eigenkapital bleibt mit 25.000 EUR unverändert auf einem sehr niedrigen Niveau im Verhältnis zur Bilanzsumme. Dies signalisiert eine geringe Eigenkapitalquote und damit eine potenziell erhöhte Abhängigkeit von Fremdkapital. -
Verbindlichkeiten:
Die Verbindlichkeiten haben sich von 1,84 Millionen EUR auf 1,69 Millionen EUR reduziert, was positiv ist. Allerdings entfallen 1,66 Millionen EUR auf langfristige Verbindlichkeiten, was auf eine strukturelle Abhängigkeit von Fremdkapital hinweist.
2. Ertragslage (Gewinn- und Verlustrechnung)
Die EnBW Bürgerbeteiligung Wind 1 GmbH hat im Geschäftsjahr weder Verluste noch Gewinne erzielt, da das Jahresergebnis mit 0 EUR abschließt. Dies ist in einem Bürgerbeteiligungsmodell nicht ungewöhnlich, sollte jedoch überprüft werden, ob es den Erwartungen der Investoren entspricht.
Positive Aspekte:
- Finanzergebnis:
Das Finanzergebnis bleibt mit 7.489 EUR weitgehend stabil im Vergleich zum Vorjahr (7.587 EUR). Dies zeigt, dass die Erträge aus Finanzinvestitionen konstant bleiben.
Kritische Punkte:
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Betriebliche Aufwendungen:
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind von 3.999 EUR im Vorjahr auf 5.814 EUR gestiegen, was einer Steigerung von 45 % entspricht. Dies könnte als Warnsignal angesehen werden, da steigende Kosten die Rentabilität belasten können. -
Ergebnisabführung:
Das Ergebnis wurde vollständig an verbundene Unternehmen abgeführt, was bedeutet, dass Investoren aus diesem Titel keinen direkten Mehrwert erhalten.
3. Finanzlage (Liquidität)
Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind gegenüber dem Vorjahr deutlich von 185.000 EUR auf 32.000 EUR gesunken. Dies verbessert zwar die kurzfristige Liquiditätssituation, die Abhängigkeit von den langfristigen Verbindlichkeiten bleibt jedoch kritisch.
4. Sonstige Angaben
- Die Tatsache, dass die Geschäftsführung keine Vergütungen erhielt, spricht für ein kosteneffizientes Management. Jedoch könnten Anleger sich fragen, ob ausreichend Anreize bestehen, um hochqualifiziertes Führungspersonal langfristig zu binden.
- Positiv ist auch, dass keine Haftungsverhältnisse oder ungewöhnlichen Vorgänge nach dem Geschäftsjahr berichtet wurden, was Stabilität signalisiert.
Zusammenfassung
Aus Anlegersicht gibt es positive wie auch potenziell besorgniserregende Aspekte. Die Stabilität der Finanzergebnisse ist ein Pluspunkt, während die geringe Eigenkapitalquote und die hohe Abhängigkeit von Ausleihungen an verbundene Unternehmen als Risiko betrachtet werden sollten. Besonders die gestiegenen Aufwendungen und die geringe Transparenz zur künftigen Strategie sollten Anleger dazu anregen, kritisch nachzufragen.
Empfehlungen für Anleger
- Fragen zur langfristigen Strategie stellen, um zu verstehen, wie die Gesellschaft plant, die Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen zu verringern.
- Analyse der steigenden betrieblichen Aufwendungen, um sicherzustellen, dass die Kosten nachhaltig kontrolliert werden.
- Längerfristige Renditeperspektiven prüfen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Ausschüttungen oder Investitionspläne.
Die EnBW Bürgerbeteiligung Wind 1 GmbH scheint insgesamt solide geführt, birgt jedoch spezifische Risiken, die Anleger im Blick behalten sollten.