Für die traditionellen Banken in Europa brechen unruhige Zeiten an – das zeigt eine aktuelle Analyse der Unternehmensberatung Strategy&, einer Tochtergesellschaft von PwC. Demnach konnten Europas etablierte Geldhäuser im vergangenen Jahr zwar noch einmal durchschnittlich ihre Gewinne um rund vier Prozent steigern, vor allem dank der gestiegenen Zinsen. Doch dieser Aufwärtstrend könnte sich bald abschwächen. Denn zugleich sind auch die operativen Kosten um rund drei Prozent gestiegen – und der Konkurrenzdruck nimmt spürbar zu.
Besonders im Visier der Analysten: die sogenannten Neobanken und digitalen Zahlungsdienstleister. Diese agilen, technologiegetriebenen Finanzdienstleister gewinnen nicht nur Marktanteile, sondern auch das Vertrauen einer zunehmend digitalaffinen Kundschaft. Laut Strategy& ist davon auszugehen, dass insbesondere die größten Neobanken in Europa ihren Wachstumskurs fortsetzen und damit die traditionellen Institute weiter unter Druck setzen werden.
Neben den neuen Wettbewerbern sehen sich die klassischen Banken auch mit anhaltend hohen Anforderungen im Regulierungsbereich, steigenden IT-Ausgaben, der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle sowie einem zunehmenden Margendruck im Kreditgeschäft konfrontiert. Die Zeiten des bequemen Zinsüberschusses könnten damit bald vorbei sein, wenn die Zinsentwicklung stagniert oder zurückgeht – während gleichzeitig die Investitionen in Technik, Sicherheit und Kundenservice weiter steigen.
Die Studie von Strategy& macht deutlich: Europas Banken stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Wer sich künftig behaupten will, muss agiler werden, digitale Innovationen vorantreiben und seine Prozesse effizienter gestalten. Andernfalls droht der schrittweise Verlust von Marktanteilen – insbesondere in Bereichen, in denen Neobanken mit nutzerfreundlichen Apps, schlanken Strukturen und niedrigen Gebühren punkten.
Für viele Institute bedeutet das eine fundamentale Neuausrichtung: weg von reinem Filialdenken, hin zu einem kundenzentrierten, digitalen Finanzdienstleister, der auch in einem zunehmend fragmentierten Marktumfeld bestehen kann. Die kommenden Jahre werden daher entscheidend sein – nicht nur für die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Banken, sondern für das gesamte europäische Bankensystem.