Start Verbraucherschutz Sparbuch oder Wertpapiere als Anlage für Kinder?

Sparbuch oder Wertpapiere als Anlage für Kinder?

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Vor 18 Jahren gab es gerade noch die D-Mark. Wer in zwei Jahren diesen Beitrag liest, wird diesen Satz nicht verstehen und fragen, was es anstelle der Währung des Euros gegeben haben könnte. Die Kreise der Menschen, die gern belehren, werden meist von alten Zeiten sprechen, in denen die Finanzen besser geregelt waren, hart arbeitende Bürger auf dem Sparbuch Zinsen bekamen.Der Begriff „Wohlstand“ wird ausgespart und auf das damals bessere Leben verwiesen. Eine Begründung wird nicht geliefert, denn der Wohlstand bestand aus Zinsen auf die angesparten Geldwerte. Deren Entwertung durch Inflation war damals ein Thema. Heute gibt es kleine Inflationsraten, aber noch kleinere Zinszahlungen. Vor 18 Jahren war die Welt besser. Mehr Schein als Sein: Das Sparbuch lohnte sich damals nicht (vgl. Braunberger, G.; FAZ-2018-04). Von wem wurde BANK Kreativität gefordert, wenn es graue Spargelder gab?

Neugeborene erhalten trotz anderer Erkenntnisse seit Jahren Sparbücher – die Verwandtschaft ist groß mit mehr oder weniger großen Einlagen. Das Sparbuch wird bei den Eltern oder nahen Verwandten verwahrt. Weitere Einlagen folgen anlässlich von Geburtstagen, Feiertagen wie Kommunion /Konfirmation oder dem absolvierten Schulabschluss. Die finanziellen Zuflüsse enden mit der 18. Wiederholung des Geburtstags. Dieser Brauch ist ein Instrument für Banken und Sparkassen, um Kunden – für sehr viel später – zu binden. Bleiben junge Menschen wie früher nach der Volljährigkeit jahrzehntelang bei jenem Institut, das sie seit ihrer Geburt mit einem Sparbuch begleitet? Dieser Klassiker der Geldanlage kann „aufgehübscht“ werden, wenn neben einer Basisverzinsung noch Zinsprämien versprochen werden. Voraussetzung dazu ist meist, dass vorab festgelegte Sparziele erreicht werden. Dieser Werbegag sichert Banken und Sparkassen dauerhaft billige Kundeneinlagen. Heute stellt sich die Frage, ob diese Auffassung noch richtig ist. Die Jugend fragt mit mehr Erfahrung als früher nach dynamischen Erträgen aus FinTechs oder vergleichbarem Anlageformen. Das Sparbuch lockt nicht mehr.

Das Sparbuch soll nicht in Bausch und Bogen verdammt werden. Es kann nach wie vor Sammelstelle für den berühmten Notgroschen und die hinterlegten Gelder stetig fungibel sein. Damit ist die Sicherheit für Geldwerte gewährt. Was kann bei dieser Art des Sparens herauskommen? Ein Blick auf die Zahlen ernüchtert. Effektiv ist nichts zu erwarten. Dieser Befund steht nicht nur für Null- und Negativzinsen. Zu Zeiten der D-Mark war das verklärte Sparbuch – trotz aller gegenteiliger Behauptungen eine schlechte Kapitalanlage. Zahlenreihen belegen, was die „Wirtschaftsweisen“ damals und heute veröffentlicht haben. In den Tiefen der Statistiken wird das mit Stetigkeit aufgezeigt (Bofinger, P. Deutsche Bundesbank – Twitter 2018).

Verzinsung von Spareinlagen in der D-Mark-Zeit war mit minus 0,01 Prozent unter Verrechnung mit der Inflationsrate pro Jahr leicht negativ. Heute ist der negative Wert für Spareinlagen noch höher. Altvordere liefen im Januar jeden Jahres mit ihrem Sparbuch zur Bank, um sich die Zinsen für das vergangene Jahr eintragen zu lassen. Kein Buch haben sie lieber gelesen als ihr Sparbuch.

Das ließ sie sich reich fühlen. Der Reichtum stand auf dem Papier. Die Inflation verschlang den Zinsertrag. Wenige wussten das. Um dieser grauen Szene für Kapitalanlagen zu entkommen, sollte Neugeborenen als Alternative zum Sparbuch ein Wertpapierdepot geschenkt werden. Als real existierendes Beispiel nennen wir dies „Depot“, das – als Beispiel – Kinder vor 18 Jahren in einer deutschen Stadt zu ihrer Geburt von tatendurstigen und unerschrockenen Verwandten geschenkt bekommen haben – eines oder mehrere!

Der fiktive Verwandte steckte zunächst höher verzinsliche Anleihen mit langen Laufzeiten in das Depot. Staatsanleihen aus Brasilien und Uruguay sowie eine Anleihe von Telecom Italia waren dabei. Das hätte schiefgehen können, ging aber bis heute gut. Während die durch Vermögenswerte so betroffenen Kinder heranwuchsen, wurden von Älteren Aktien in das Depot gesteckt. Darunter waren Standardwerte und Goldminenaktien, an denen sich deutsche Anleger die Finger verbrannt haben. In der Summe war das Ergebnis wechselhaft. Höher als die Erträge aus dem Sparbuch war es allemal.

Werden so junge Menschen verantwortungslos zur Spekulation verführt? Als pädagogisches Konzept hat sich die Goldmine im Laufe der Zeit als Luftnummer herausgestellt. Anstelle eines Sparbuchs mit einer Verzinsung von weniger als einem Prozent würde ein vergleichbares, herangewachsenes Kind über ein Depot verfügen, dessen Wert mit mehr als 10 Prozent im Jahr zugenommen hat. Über einen Zeitraum von fast zwei Jahrzehnten liegen Welten zwischen diesen beiden Anlageergebnissen. Es ist anzuraten Neugeborenen anstelle eines Sparbuchs ein kleines Depot zu schenken. In diesem sollte sich eine Auswahl von Aktien befinden, die sich auch als Anteile an einem Aktienfonds definieren lassen. Es gibt eine einfache und vernünftige Idee für die langfristige Kapitalanlage. Diese betrifft nicht nur Menschen mit einem normal gefüllten Geldbeutel. Es ist und bleibt am besten Anteile an einem Indexfonds zu erwerben. Dieser investiert rund um den Globus in Aktien und streut sein Vermögen sehr breit.

Es ist nicht erheblich, welcher Fonds gewählt wird. Fonds mit der Wiederanlage von Gewinnen ohne Ausschüttungen sparen anlegenden Erwachsenen die Überwachung. Jährliche Ausschüttungen müssen nicht wieder angelegt werden. Ob das Geld in einen billigen Indexfonds oder in einen aktiv verwalteten Fonds investiert wird, ist Glaubenssache. Der Zeitpunkt des 18. Lebensjahrs – das Abitur unterstellt oder in Erwartung – lässt es offen, ob das mit Sachwerten angesammelte Kapital sich in hohen oder weniger hohen Ergebnissen präsentiert (vgl. Braunberger ebda.). Sicher ist nur eines:

Mit dem Sparbuch bringt es das Kind auf lange Sicht zu Geld. Mit Aktien oder Aktienfonds besteht die Chance langfristig Vermögenswerte aufzubauen. Das Sparbuch wäre die schlechtere Lösung gewesen. Diese Lektion kann mit 18 Jahren gelernt sein. Viele lernen sie nicht, bis es zu spät ist.

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