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Angesichts der Insolvenz der EN Storage GmbH stellt sich aktuell die Frage: Kann man mit Storage Systemen Geld verdienen?

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Funktionieren Storage Systeme tatsächlich oder sind ausschließlich Betrüger am Werk?

Die EN Storage GmbH platzierte noch zu Beginn des Jahres 2016 neue Unternehmensanleihen, um neue Großprojekte zu finanzieren. Bis Ende des Jahres stand die EN Storage GmbH in der Kritik, da zahlreiche Pläne gar nicht umgesetzt wurden. Anfang 2017 folgte dann die betriebsinterne Wende: Es wurde von einer strategischen Neuausrichtung berichtet, in der nicht nur klassische Speicher (Storage), sondern auch andere Leistungen angeboten werden sollten. Die Rede war von drei Dutzend Sicherheitslösungen für zahlreiche Unternehmen, wodurch ein neuer Qualitätsstandard definiert werden könnte. Das Ziel? Neue Kunden erreichen, die sich in den Bereichen Pharmazie, Finanzdienstleistungen, Verwaltung, Banking oder im Gesundheitswesen befinden. Aber auch Medien und Rechtsanwaltskanzleien sollten erreicht werden. Es war daher kein Wunder, dass sich immer mehr Anleger für die EN Storage GmbH interessierten und plötzlich EDV-Storage-Systeme als Kapitalanlage wählten. Die Anleihen, die in die Kategorie „Festzinsanlagen“ eingeordnet wurden, hatten eine Laufzeit von drei Jahren – die Mindestbeteiligung belief sich auf 1.000 Euro. Die prognostizierte Ausschüttung lag bei 121 Prozent! Verglichen mit den aktuellen Zinssätzen, die für Festgeldkonten oder Bausparverträge geboten werden, ein Paradies für Anleger.Wurden die Anleger betrogen?

Doch wenige Wochen nachdem die EN Storage GmbH noch große Ankündigungen verlautbarte, kam es zur bösen Überraschung für zahlreiche Anleger: Am 27. Februar 2017 meldete sich der Geschäftsführer zu Wort und teilte den Investoren per E-Mail mit, dass der Geschäftsbetrieb definitiv eingestellt sei, da die Ermittler bereits am 23. Februar 2017 vor Ort waren und die Büroräume durchsucht hatten. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautete auf Betrug! Die Webseite des Unternehmens ist seitdem offline. Zeichen, die die Anleger natürlich in leichte Panik versetzen. Schlussendlich soll das Unternehmen, „falsche Angaben zu den aktuellen wirtschaftlichen Verhältnissen gemacht haben“. Die EN Storage GmbH hat bereits Insolvenz angemeldet. Doch der Geschäftsführer sei – das geht zumindest aus der E-Mail an den Investoren hervor – „unschuldig“. Viele Verträge, die angeblich den Tatbestand des Betrugs erfüllen würden, seien vom Partner aufgesetzt worden. Dieser habe nicht nur die Verträge gefälscht, sondern in weiterer Folge auch Zahlungsabläufe „korrigiert“. Somit können die Anleger davon ausgehen, dass alle Zahlen, die in letzten Monaten veröffentlicht wurden, mit der Wahrheit nichts zu tun gehabt haben.

Creditreform sprach von einer „guten Bonität“ und einer Ausfallswahrscheinlichkeit von „0,26 Prozent“

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte bereits, dass es Bürodurchsuchungen gab und Ermittlungen laufen. Des Weiteren bestätigte die Staatsanwaltschaft auch, dass die EN Storage GmbH „wohl betrügerische Absichten“ verfolgt habe. Weitere Details gibt es noch nicht; die Staatsanwaltschaft werde erst dann eine ausführliche Stellungnahme veröffentlichen, wenn die Verdunkelungsgefahr nicht mehr gegeben ist. Bis dahin müssen sich die Anleger noch einige Tage in Geduld üben. Natürlich sind die Anleger, die in das Storage System der EN Storage GmbH investiert haben, verärgert und verstehen zudem die Welt nicht mehr. Das Unternehmen erhielt ausgezeichnete Ratings; selbst die Wirtschaftsauskunft „Creditreform“ sprach im Oktober 2016 von einer „guten Bonität“. Die Ausfallwahrscheinlichkeit läge bei 0,26 Prozent. Im Februar 2016 wurde die EN Storage GmbH sogar von der Creditreform zertifiziert. Selbst Focus Spezial befasste sich mit dem Unternehmen und listete es – im Ranking der „größten Wachstumschampions“ – auf Platz 3 der „vielversprechendsten Unternehmen 2017“.

Hätte das System überhaupt funktioniert?

Die EN Storage GmbH, die ihren Hauptsitz in Herrenberg bei Stuttgart hat, bezeichnete sich selbst als „Datenspeicherspezialist“. Die Einnahmen vor der Pleite hätten bei 30 Millionen Euro gelegen. Kein Wunder, dass viele Anleger – auch aufgrund der zahlreichen Berichte – sich für das Unternehmen entschieden und in das Storage System investiert haben. Jetzt, wo bekannt wurde, dass es sich um betrügerische Machenschaften gehandelt hat, stellen sich viele Anleger die Frage, ob das System grundsätzlich zum Erfolg geführt hätte. Wären prognostizierte Ausschüttungen von 121 Prozent tatsächlich möglich gewesen oder waren es am Ende nur leere Versprechen, damit Anleger, die eine hohe Rendite erwarten, geködert werden konnten? Es ist schwer zu sagen, ob Storage Systeme tatsächlich funktionieren. Die Pläne und Ziele, die von der EN Storage GmbH geschmiedet und verfolgt wurden, waren definitiv empfehlenswert. Ob jedoch EDV Storage Systeme die Zukunft der Kapitalanlagen sind? Man kann davon ausgehen, dass viele Anleger, die jetzt ihr Geld verloren haben, definitiv nicht mehr in derartige Projekte investieren werden. Die EN Storage GmbH wird daher auch für eine Trendwende sorgen; all jene, die bereits mit einem derartigen Investment gespielt haben, werden sich wohl wieder mit anderen Kapitalanlagen auseinandersetzen. Das Risiko, dass es andere Unternehmen gibt, die mit hohen Renditen locken und betrügerische Absichten verfolgen, wird vielen Anlegern zu hoch sein.

Die Anleger müssen nun geduldig sein

All jene, die in EN Storage GmbH investiert haben, müssen sich jetzt in Geduld üben. In weiterer Folge kommt es zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Sofern sich der Insolvenzverwalter erst einmal einen Überblick über die tatsächliche Sachlage verschafft hat, wird er die Anleger informieren. Dann sind die Anleger am Zug, die ihre Forderungen einreichen können. Die Behörden werden jedoch das Vermögen, sofern es noch ein Vermögen gibt, sicherstellen. Jenes Vermögen wird dann – im Zuge des Verfahrens – an die Gläubiger verteilt werden.

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