Nach den verheerenden Überschwemmungen, die am 4. Juli durch heftige Regenfälle den Guadalupe River im zentralen Texas anschwellen ließen, trauert die Gemeinde um mindestens 32 Todesopfer, darunter 14 Kinder. Dutzende Menschen gelten weiterhin als vermisst. Besonders betroffen ist die Region Texas Hill Country, bekannt für ihre Sommerlager und ihre naturnahe Ruhe fernab des Stadtlebens.
Sommeridylle wird zur Tragödie
In Camp Mystic, einem traditionsreichen christlichen Sommercamp für Mädchen nahe Kerrville, hielten sich zum Zeitpunkt der Flut rund 750 Kinder auf. Nach Angaben der Behörden sind noch mindestens 27 Mädchen vermisst. Unter den Todesopfern sind auch Kinder im Alter von acht und neun Jahren. Zahlreiche Angehörige suchen weiterhin nach vermissten Familienmitgliedern.
Der langjährige Lagerleiter Dick Eastland starb, als er während des Unwetters nach jüngeren Campbewohnerinnen sehen wollte. Seine Hütte befand sich in unmittelbarer Nähe des Flussufers. Auch Jane Ragsdale, Direktorin des benachbarten Camps Heart O’ the Hills, kam bei der Flut ums Leben.
Regionale Gemeinschaft zeigt Zusammenhalt
In der Stadt Kerrville mit etwa 24.000 Einwohnern haben Kirchengemeinden verschiedener Konfessionen ihre Türen geöffnet, um Betroffene zu versorgen. Die First Presbyterian Church richtete eine Notunterkunft und Wiedervereinigungsstelle ein, in der unter anderem evakuierte Kinder untergebracht wurden. Pastor Jasiel Hernandez Garcia lobte die Solidarität in der Gemeinde und rief zu weiterer Hilfe auf.
Auch die Calvary Temple Church nahm zunächst Familien auf, die nach ihren Kindern suchten. Viele der dort untergebrachten Angehörigen hatten alles verloren oder konnten ihre Häuser aus Sicherheitsgründen nicht betreten. Die Kirche arbeitet eng mit dem Amerikanischen Roten Kreuz und der Heilsarmee zusammen. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, sagte Mitarbeiterin Soyla Reyna – man müsse inzwischen Sachspenden abweisen, weil die Lagerkapazität erschöpft sei.
Erinnerungen und Verlust
Die Betroffenheit reicht tief – Clair Cannon, deren Familie seit drei Generationen das Camp Mystic besucht, beschreibt die Region als einen der friedlichsten Orte, die sie je gesehen habe. Nun ist das Camp verwüstet: verschlammte Schlafsäle, verstreute Kindersachen, zerstörte Hütten.
Eines der Opfer, die achtjährige Renee Smajstrala, war kurz vor ihrem Tod noch lachend mit Freundinnen fotografiert worden. Ihre Familie erinnert sich an einen glücklichen letzten Tag im Camp. Auch die gleichaltrige Sarah Marsh aus Alabama und die neunjährige Janie Hunt gehören zu den bekannten Opfern.
Am Ende des traditionellen Sommerlagers besuchen die Camp-Teilnehmerinnen normalerweise das James Avery Jewelry Headquarters in Kerrville, um ihre Armbänder mit individuellen Charms zu verzieren – ein Ritual, das in diesem Jahr vielen verwehrt bleiben wird.