Dark Mode Light Mode

Boom bei Balkonkraftwerken: Eine Million Steckersolargeräte in Deutschland

hdwh (CC0), Pixabay

In Deutschland sind inzwischen rund eine Million Balkonkraftwerke in Betrieb – ein Meilenstein für die dezentrale Energiewende. Wie aktuelle Daten aus dem Marktstammdatenregister und Schätzungen des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) zeigen, hat sich die Zahl dieser kompakten Solargeräte innerhalb nur eines Jahres nahezu verdoppelt. Damit wird deutlich: Immer mehr Bürgerinnen und Bürger wollen selbst Teil der Energiewende werden – und das im kleinen Maßstab, direkt von zu Hause aus.

Steckersolar boomt – einfache Technik mit großer Wirkung

Balkonkraftwerke, auch als Steckersolargeräte bekannt, bestehen in der Regel aus ein bis zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und einer Anschlussmöglichkeit für die Steckdose. Sie lassen sich vergleichsweise einfach installieren – etwa am Balkongeländer, auf der Terrasse oder im Garten – und speisen den erzeugten Strom direkt in das häusliche Stromnetz ein. Die Geräte decken zwar nur einen kleinen Teil des Energiebedarfs, können aber die Grundlast, etwa für Kühlschrank, Router oder Beleuchtung, deutlich reduzieren.

„Wir gehen davon aus, dass das einmillionste Steckersolargerät bereits in Betrieb ist – auch wenn noch einige Nachmeldungen bei der Bundesnetzagentur ausstehen“, erklärte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW. Die tatsächliche Zahl könnte also sogar noch höher liegen.

Politik schafft neue Anreize

Der steile Anstieg ist auch politischen Maßnahmen zu verdanken. In den vergangenen Monaten wurden gesetzliche Hürden abgebaut: Die Anmeldung beim Netzbetreiber wurde vereinfacht, die Vorschriften für technische Sicherheit überarbeitet und der Einsatz in Mietwohnungen erleichtert. Seit dem Frühjahr 2024 dürfen viele Geräte sogar einfach per Schuko-Stecker ans Haushaltsnetz angeschlossen werden – eine entscheidende Vereinfachung, die vor allem Mieterinnen und Mietern zugutekommt.

Zudem wurde die Einspeisevergütung angepasst und steuerliche Vorteile geschaffen: Der Kaufpreis von Balkonkraftwerken ist seit 2023 von der Mehrwertsteuer befreit. Auch einige Kommunen und Länder haben Förderprogramme für Mini-Solaranlagen aufgelegt.

Klimaschutz zum Selbermachen

Balkonkraftwerke sind nicht nur ein Beitrag zur Senkung der Stromkosten, sondern auch ein aktiver Schritt in Richtung klimafreundlicher Energieversorgung. Laut BSW spart ein einzelnes Modul im Durchschnitt etwa 200 bis 300 Kilogramm CO₂ pro Jahr – je nach Lage und Ausrichtung. Gleichzeitig leisten die kleinen Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Stromnetze, da der erzeugte Strom direkt dort verbraucht wird, wo er entsteht.

Großes Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Trotz der positiven Entwicklung ist das Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Fachleute gehen davon aus, dass mehrere Millionen Haushalte für den Einsatz solcher Geräte infrage kommen. Besonders in urbanen Regionen, wo große Solardächer oft nicht möglich sind, bieten Balkonkraftwerke eine alltagstaugliche Lösung. Und mit weiter sinkenden Gerätepreisen – inzwischen sind einfache Sets bereits ab etwa 400 bis 600 Euro erhältlich – dürfte das Interesse weiter steigen.

Ausblick: Energiewende in Bürgerhand

Der Trend zeigt: Die Energiewende wird zunehmend auch von den Verbraucherinnen und Verbrauchern getragen. Was früher ausschließlich großen Versorgern vorbehalten war, wird heute zur Gemeinschaftsaufgabe – dezentral, kleinteilig und bürgernah.

„Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht“, betont Körnig. Angesichts steigender Strompreise, wachsendem Umweltbewusstsein und politischer Unterstützung könnte sich die Zahl der Balkonkraftwerke in den kommenden Jahren noch einmal deutlich erhöhen.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

IKEA ruft Knoblauchpresse „365+ VÄRDEFULL“ zurück: Gefahr durch lose Metallteile

Next Post

Aufhebung der Sicherungsmaßnahmen im Insolvenzverfahren der Event by Tiffany GmbH