Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, wird die neue Landesbehörde als Reaktion auf die anhaltenden Herausforderungen im Fachkräftemangel eingerichtet. Besonders in den Bereichen Pflege, IT, Handwerk und Industrie suchen niedersächsische Unternehmen händeringend nach qualifiziertem Personal. Viele offene Stellen könnten durch internationale Fachkräfte besetzt werden – doch bislang galten die Verfahren zur Anerkennung und Einreise als langwierig und unübersichtlich.
Zentrale Aufgaben: Koordination, Beschleunigung und Transparenz
Die neue Behörde in Osnabrück soll eine zentrale Anlaufstelle für Arbeitgeber, internationale Bewerberinnen und Bewerber sowie lokale Ausländerbehörden sein. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem:
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die Prüfung und Vorabzustimmung zu Visa-Anträgen von Fachkräften,
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die Koordination mit deutschen Botschaften im Ausland,
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die Beschleunigung des sog. beschleunigten Fachkräfteverfahrens nach §81a Aufenthaltsgesetz,
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sowie die Beratung von Unternehmen und Verwaltungen bei aufenthaltsrechtlichen Fragen.
Durch die Bündelung dieser Prozesse an einem Standort erhofft sich das Land Niedersachsen mehr Effizienz und Transparenz im Umgang mit Anträgen – insbesondere auch im internationalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte.
Osnabrück als Standort bewusst gewählt
Osnabrück wurde bewusst als Standort gewählt, da sich dort bereits seit Jahren Expertise in migrationsrechtlichen Verfahren aufgebaut hat. Die gute Erreichbarkeit, sowohl in Niedersachsen als auch im überregionalen Kontext, sprach ebenfalls für die Stadt. Zudem soll die neue Behörde digitaler aufgestellt sein als bisherige Verwaltungsstellen – elektronische Antragsverfahren und transparente Bearbeitungszeiten sollen den Zugang erleichtern.
Politisches Signal: Bürokratie abbauen, Potenziale nutzen
Das niedersächsische Innenministerium betont, dass mit dieser Maßnahme ein klares Signal an Arbeitgeber, aber auch an ausländische Fachkräfte gesendet wird: Deutschland – und insbesondere Niedersachsen – wolle attraktiver für ausländische Arbeitskräfte werden. Eine moderne, serviceorientierte Ausländerbehörde sei ein wichtiger Baustein, um unnötige Bürokratie abzubauen und dem Fachkräftemangel pragmatisch zu begegnen.
Reaktionen aus Wirtschaft und Kommunen
Wirtschaftsverbände in Niedersachsen begrüßen die Initiative. „Wir brauchen schnelle und verlässliche Verfahren. Eine zentrale Landesstelle ist überfällig“, so ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK). Auch kommunale Ausländerbehörden, die bisher oft stark belastet waren, sehen darin eine Entlastung und einen Kompetenzgewinn.
Perspektiven: Modell für andere Bundesländer?
Ob das Modell in Niedersachsen Schule macht, bleibt abzuwarten. Andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern verfolgen bereits ähnliche Ansätze, allerdings in anderer Struktur. Niedersachsen setzt nun auf einen zentralen Standort mit klaren Zuständigkeiten – ein Verwaltungsmodernisierungsprojekt mit strategischer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort.