FRAGE: Herr Prof. Schmitt, Donald Trump hat neue Strafzölle von insgesamt 145 % auf alle chinesischen Importe verhängt, China reagierte prompt mit 125 % auf US-Waren – darunter auch Sojabohnen. Was bedeutet das konkret für die US-Landwirtschaft?
SCHMITT: Es ist ein ökonomischer Schlag ins Gesicht der amerikanischen Landwirtschaft – und das ironischerweise gerade für jene, die Trump besonders stark unterstützt haben. China war jahrelang der wichtigste Abnehmer für US-Sojabohnen. Mit einem Gesamtzoll von 135 % auf US-Soja ist dieser Markt für amerikanische Farmer so gut wie tot.
FRAGE: Also zahlen die Farmer die Zeche für Trumps Handelspolitik?
SCHMITT: Absolut. Schon im ersten großen Handelsstreit 2018 verloren die US-Farmer über 27 Milliarden Dollar – allein der Sojasektor machte über 70 % dieses Verlustes aus. Und jetzt wiederholt sich die Geschichte – nur mit noch schärferen Waffen. Es ist, als würde man mit der Mistgabel auf einen Bumerang einschlagen.
FRAGE: Gibt es alternative Märkte, auf die die US-Farmer ausweichen können?
SCHMITT: In der Theorie ja, aber in der Praxis nicht so schnell und nicht im gleichen Volumen. China hat seine Bezugsquellen bereits diversifiziert – allen voran Brasilien, das mittlerweile über 70 % der chinesischen Sojaimporte abdeckt. Mit dem aktuellen Rekordertrag in Brasilien und der engen Zusammenarbeit zwischen Peking und Brasília wird es für die USA zunehmend eng.
FRAGE: Kann die US-Agrarwirtschaft langfristig überhaupt noch mithalten?
SCHMITT: Die USA sind technologisch nach wie vor top – aber was nützt das, wenn politische Maßnahmen die Märkte blockieren? Viele Kunden im Ausland sind extrem verunsichert. Wer will denn Geschäfte mit einem Land machen, bei dem man nie weiß, ob morgen nicht plötzlich 100 % Strafzoll aufgerufen werden?
FRAGE: Trump sagt, er will amerikanische Arbeitsplätze retten. Kann das die Verluste ausgleichen?
SCHMITT: Das ist politisches Wunschdenken. Der Agrarsektor ist nicht irgendein Randphänomen, sondern eine tragende Säule der US-Exportwirtschaft. Wenn man diesen Sektor beschädigt, riskiert man massive wirtschaftliche Folgeschäden – gerade in den ländlichen Regionen. Und mal ehrlich: Niemand baut in Michigan Weihnachtskugeln oder presst in Nebraska günstiger Sojaöl als Brasilien.
FRAGE: Wie reagieren die Farmer?
SCHMITT: Enttäuscht, viele fühlen sich hinters Licht geführt. In Iowa oder Kansas war man bereit, Trump eine zweite Chance zu geben – jetzt merkt man: die Quittung kommt schneller als erwartet. Es geht ums Überleben, nicht um Parteiloyalität.
FRAGE: Was ist Ihre Prognose?
SCHMITT: Wenn dieser Kurs beibehalten wird, verliert die US-Landwirtschaft nicht nur einen Hauptkunden, sondern auch ihre globale Wettbewerbsfähigkeit. China wird sich weiter abkoppeln, Südamerika wird stärker. Und die amerikanischen Farmer? Die werden entweder aufgeben – oder in vier Jahren jemanden wählen, der keine Handelskriege anzettelt.
FRAGE: Vielen Dank, Herr Prof. Schmitt.
SCHMITT: Ich danke Ihnen. Und ich hoffe, dass bald wieder Vernunft einkehrt – auch im Weißen Haus.