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Zollchaos trübt Handelsmesse in Hongkong: Zwischen glänzenden Robotern und düsteren Prognosen

Ronile (CC0), Pixabay

Die Global Sources Messe in Hongkong hätte wie jedes Jahr ein Fest der Innovation sein können: glänzende Messestände, schillernde Technik, Roboter, die ihre Muskeln spielen lassen – und Aussteller, die stolz ihre neuesten Produkte präsentieren. Doch statt Aufbruchsstimmung liegt dieses Jahr der beißende Geruch eines globalen Wirtschaftskonflikts in der Luft.

Der Grund: Der eskalierende Zollstreit zwischen den USA und China sorgt für große Unsicherheit bei den überwiegend chinesischen Ausstellern. US-Präsident Donald Trump hat erst kürzlich die Importzölle auf chinesische Waren auf dramatische 145 % erhöht – China konterte prompt mit einem Gegenzoll von 125 % auf US-Produkte.

Für Unternehmen wie Gaoxd Precision Industry, einen Hersteller von Tastaturen und Computermäusen aus Dongguan, ist das eine Katastrophe. Liu Tongyong, Vertriebsleiter bei Gaoxd, berichtet von einem Umsatzeinbruch von 20 % allein seit Jahresbeginn. Die USA machen 30 % des Absatzmarkts aus – und die meisten ihrer Produkte sind von Trumps Ausnahmen nicht erfasst.

„Alle halten den Atem an. Wer Lagerbestände hat, bestellt aktuell nichts nach“, sagt Liu. Die Produktion ins Ausland zu verlagern sei wegen fehlender Infrastruktur außerhalb Chinas kaum möglich. Auch der Rotstift hilft nicht weiter: „Wir sind bei den Preisen am Limit. Es geht nicht billiger.“

Ein ähnliches Bild bei Sky Wing Communication Electronics, ebenfalls aus Dongguan. Die Firma produziert vor allem Audiogeräte für Kunden in den USA und Europa. Frank Zhang, Geschäftsleiter, spricht von Bestandskunden, die nun Preisnachlässe fordern – oder gleich Bestellungen stornieren. Eine geplante Expansion nach Kambodscha wurde auf Eis gelegt, nachdem Trump auch dort Zölle in Höhe von 49 % angedroht hatte – vorläufig für 90 Tage ausgesetzt.

„Wir müssen abwarten, wie sich die Politik entwickelt. Anders geht es nicht“, sagt Zhang resigniert. Als Ausweg sucht das Unternehmen nun Märkte im Nahen Osten – doch ohne Garantie.

Auch internationale Beobachter sehen schwarz. Bill King, Chef des kanadischen Unternehmens Atron Electro Industries, sagt: „Die ganze Welt wird sich umstellen müssen. Jeder wird Federn lassen.“ Atron kauft in China ein und verkauft in Nordamerika – bislang ein einfaches Erfolgsrezept.

Doch jetzt ist klar: Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist keine politische Randnotiz mehr, sondern trifft den globalen Mittelstand mit voller Wucht – ausgerechnet in den Messehallen, wo sonst Optimismus und Expansion regieren. Die Aussteller hoffen auf ein baldiges Ende der Zollspirale. Bis dahin heißt es für viele: Messestand polieren, Haltung bewahren – und beten, dass Trump bald das Interesse verliert.

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