Während Europa noch über Seenotrettung, Solidaritätsmechanismen und Asylquoten diskutiert, hat Italien längst eine ganz andere Lösung gefunden: Es verlegt das Problem einfach aus der EU raus – in den Urlaub.
Genauer gesagt: nach Albanien, dem neuen Hotspot für all jene, die laut Italien irgendwie „abgelehnt, aber noch nicht ganz abgeschoben“ sind.
Das „Albanien-Modell“: Wie Airbnb, nur für Asylverfahren
Ursprünglich sollten in den Lagerstätten in Shengjin und Gjader Asylanträge von Mittelmeerflüchtlingen direkt vor Ort geprüft werden – Schnellverfahren mit italienischen Beamten und Cappuccino inklusive. Doch das Projekt scheiterte bislang weniger an mangelnder Infrastruktur als an juristischer Realität und dem Europäischen Gerichtshof, der immer wieder Spaßverderber spielt.
Jetzt also Plan B: Abschiebezentrum für Abgeschobene, die irgendwie noch nicht weg sind. Klingt verwirrend? Ist es auch. Willkommen in der neuen Welt der Migrationslogistik.
Gerichte skeptisch – Lager leer – Regierung kreativ
Der Europäische Gerichtshof prüft noch, ob Italien überhaupt Drittstaaten einfach so als „sicher“ einstufen darf, ohne die Gründe offenzulegen. Der zuständige Generalanwalt deutet vorsichtig an: Vielleicht wäre Transparenz ganz nett?
Italien reagiert wie gewohnt pragmatisch: „Dann machen wir’s halt anders, solange keiner genau nachfragt.“
Derweil stehen die Lager in Albanien seit Monaten leer – nicht mal Spinnen wollten bisher einziehen. Nun will man wenigstens ein paar abgelehnte Asylsuchende hinschicken. Das Problem: Selbst das funktioniert nicht reibungslos. Der erste Abschiebeversuch wurde wegen Protesten und Chaos in einem Zentrum in Brindisi abgebrochen.
La Stampa kommentiert vorsichtig: „Läuft nicht ganz rund.“ Die Opposition nennt es: „Scheitern mit Fährticket.“
Der große Aufbruch: Freitag soll’s wirklich losgehen
Innenminister Matteo Piantedosi bleibt optimistisch:
„Wir beschreiten neue Wege beim Migrationsmanagement.“
Übersetzt: Wir versuchen halt wieder was. Dieses Mal soll das Marineschiff „Libra“ mit 40 abgelehnten Asylbewerbern an Bord wirklich nach Albanien starten – sofern es nicht wieder einen kleinen Zwischenfall, ein großes Missverständnis oder ein Gericht mit Gewissen gibt.
Und was sagt Albanien dazu?
Premier Edi Rama bleibt diplomatisch: „Solange die Schecks ankommen, wird nicht gefragt.“
Die Anwohner in Shengjin sind da ehrlicher: „Wir dachten, hier kommen Touristen. Jetzt kommen Bürokratie-Exporte.“
Fazit: Die Lager sind bereit, die Zettel sind gedruckt, die Migranten unsicher – aber der Wille zählt
Italien zeigt: Migration lässt sich vielleicht nicht lösen, aber delegieren. Und wenn auch das nicht klappt, bleibt immer noch der nächste „komplexe Auswahlprozess“.
Oder wie es ein anonymer EU-Diplomat formulierte:
„Das ist keine Lösung. Aber wenigstens eine Idee.“