Start Allgemein Nichts mehr mit gratis – Banken wollen Strafzins für alle

Nichts mehr mit gratis – Banken wollen Strafzins für alle

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Immer mehr Geldhäuser stellen Kunden ehemalige Gratis-Angebote in Rechnung. Es häufen sich immer mehr Strafzinsen durch die Hintertür.

Gratis war gestern

Die in Görlitz nahe Dresden beheimatete Volksbank verlangt von Tagesgeld-Kunden ab einer Sparsumme von 25.000 Euro nun eine Jahresgebühr in Höhe von 120 Euro. Ab 50.000 Euro werden 300 Euro fällig, oberhalb von 500.000 Euro sogar 600 Euro. Bei einem mickrigen Guthaben-Zinssatz von 0,01 Prozent, den die VR-Bank Niederschlesien noch auslobt, kommt die Gebührenanhebung rechnerisch einem Strafzins von minus 0,6 Prozent gleich: Denn von der Gutschrift von fünf (!) Euro auf einen Sparbetrag von 50.000 Euro werden 300 Euro abgezogen. Die insgesamt in Rechnung gestellten 295 Euro machen, bezogen auf das Tagesgeldguthaben, einen „Minuszins“ von rund 0,6 Prozent aus – und damit sogar mehr, als die Europäische Zentralbank den Geldhäusern für bei ihr geparkte Überschuss-Liquidität zurzeit abknöpft (0,4 Prozent). Besonders pikant: Noch Mitte August hatte Roman Glaser, Präsident der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, öffentlich Befürchtungen zerstreut, dass die Kreditinstitute Normalverdienern demnächst Strafzinsen aufbrummen.

Strafzinsen in Entgelten versteckt

Bisher konzentrieren sich die Geldhäuser auf die Girokonten und die angebundene, bislang häufig ebenfalls kostenlose Kreditkarte. Die EZB-Strafgebühr direkt an ihre Sparer weiterzureichen, war – bis auf Ausnahmen wie bei der Altenburger Skatbank aus Thüringen, der Volksbank Stendal oder der Raiffeisenbank Gmund – bislang ein absolutes No-Go.

Bei der Postbank beispielsweise ist inzwischen eine monatliche Kontoführungsgebühr von 3,90 Euro fällig, wenn weniger als 3.000 Euro eingehen. Ein anderes Beispiel: So ist das Girokonto der PSD Bank Köln nur noch dann kostenlos, wenn es als „Girodirekt“ online geführt wird. Doch in dieser Kontovariante kann man nur fünfmal im Monat kostenlos an Automaten im Servicenetz der Verbundbanken Geld abheben. Wer darüber hinaus Bares braucht, kann gebührenfrei dann nur noch PSD-Automaten nutzen. Auch die zuvor gratis vergebene Visa-Kreditkarte kostet ab jetzt 29 Euro im Jahr. Wer sein Girokonto mit den bisherigen Serviceleistungen wie dem kostenlosen Postversand der Kontoauszüge, kostenfreien Überweisungen sowie unbegrenzten Verfügungen an Geldautomaten im Servicenetz nutzen will, zahlt künftig 6,90 Euro im Monat. Inklusive Kreditkarte sind hier im Jahr also 111,80 Euro fällig – statt bislang null Euro.

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