Ein einziger unbestätigter Social-Media-Post hat am Montag für Chaos an den US-Börsen gesorgt – und gezeigt, wie gefährlich falsche Informationen im Zeitalter digitaler Märkte sein können.
Ein Gerücht über eine angeblich geplante „90-tägige Zollpause“ durch Präsident Donald Trump sorgte für einen kurzfristigen Börsenboom – nur um wenige Minuten später wieder einzubrechen, als sich die Meldung als falsch herausstellte.
Die Gerüchteküche auf X (ehemals Twitter)
Ausgelöst wurde das Ganze durch ein Konto namens „Hammer Capital“, das einen Ausschnitt aus einem Fox-News-Interview mit Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett falsch interpretierte. Hassett sagte dort lediglich:
„Der Präsident wird entscheiden, was der Präsident entscheidet.“
Doch kurz darauf postete „Hammer Capital“ die Schlagzeile, Trump denke über eine 90-Tage-Zollpause nach. Eine Minute später übernahm das größere, vermeintlich seriöse Konto „Walter Bloomberg“ (nicht mit der Nachrichtenagentur Bloomberg verwandt) die Falschmeldung – garniert mit einem Alarm-Emoji.
Explosion auf dem Börsenparkett
Um 10:12 Uhr Ortszeit begann die Börse plötzlich zu steigen. CNBC-Reporter auf dem Parkett berichteten von „Jubel“.
Der Sender CNBC selbst verbreitete die „Schlagzeile“ wenige Minuten später im Livestream – samt eingeblendetem Breaking-News-Banner.
„TRUMP ERWÄGT 90-TÄGIGE ZOLLPause – AUSSER GEGENÜBER CHINA“
Kurz darauf übernahm sogar Reuters die vermeintliche Nachricht – und verbreitete sie global.
Der Absturz folgt auf dem Fuß
Nur sieben Minuten später dementierte das Weiße Haus entschieden. Die angebliche Zollpause sei „komplett erfunden“.
Die Börse drehte erneut – diesmal nach unten. Reuters musste eine Korrekturmeldung herausgeben, CNBC zog das Banner zurück.
Fake News als Marktmacht
Die Konten „Walter Bloomberg“ und „Hammer Capital“ haben keine verifizierten Identitäten – beide besitzen aber blaue Häkchen auf X. Seit Elon Musks Übernahme kann jeder gegen Bezahlung ein solches Häkchen bekommen – die einstige Glaubwürdigkeitsmarke hat ihren Wert verloren.
„Walter Bloomberg“ löschte den Beitrag später und behauptete, er habe ihn von Reuters.
„Hammer Capital“ erklärte, man habe die Information „von Handelsschirmen“ übernommen.
Teure Lehre für die Finanzwelt
Die Episode zeigt, wie extrem anfällig moderne Finanzmärkte für Desinformation sind – besonders, wenn diese über Plattformen wie X schnell von vermeintlich seriösen Konten verstärkt werden.
Fazit: In einer Welt, in der jeder mit einem Bezahlhaken Nachrichten verbreiten kann, zählt mehr denn je die Herkunft und Überprüfung von Informationen – besonders, wenn Milliarden auf dem Spiel stehen.