Ostern – für viele ein Fest der Familie, der Hoffnung und des Neuanfangs. Doch hinter den hohen Mauern der Justizvollzugsanstalt Köln bekommt das christliche Hochfest eine ganz andere Bedeutung. Für die rund 750 Gefangenen ist diese Zeit besonders hart – weil gerade an den Feiertagen die Einsamkeit schmerzhaft spürbar wird.
„Man denkt an seine Kinder, an die Eltern, an das, was man verloren hat – und dann sitzt man allein in der Zelle“, sagt ein Insasse, der anonym bleiben möchte. In der sonst schon monotonen Haft-Routine stechen die Feiertage wie scharfe Nadeln ins Gemüt. Während draußen Ostereier gesucht und Familienfeste gefeiert werden, herrscht drinnen oft Schweigen, Nachdenklichkeit – oder innerer Aufruhr.
Ein fester Anker in dieser schwierigen Zeit ist Seelsorger Stefan Ehrlich. Seit über 20 Jahren begleitet er Gefangene in der JVA Köln mit Gesprächen, Trost und einer offenen Tür – und das nicht nur zu Ostern. „Die Feiertage bringen vieles an die Oberfläche. Reue, Sehnsucht, aber auch neue Hoffnung“, erklärt Ehrlich. Seine Osterandachten sind gut besucht, oft der einzige Moment, in dem die Häftlinge ein Stück Gemeinschaft erleben dürfen, das über die Gefängnismauern hinausweist.
Gerade zu Ostern, einem Fest der Vergebung und des Neubeginns, spüren viele Inhaftierte die Last ihrer Vergangenheit besonders stark. Gleichzeitig wird in Gesprächen mit dem Seelsorger auch deutlich, wie groß der Wunsch nach einem zweiten, besseren Leben ist.
Ehrlich hört zu, urteilt nicht, schenkt Vertrauen. Für viele Gefangene ist er in diesen Tagen weit mehr als ein Seelsorger – er ist ein Mensch, der sie nicht auf das reduziert, was sie getan haben, sondern auf das, was sie noch sein könnten.
Inmitten von Beton, Gitterstäben und strengen Abläufen bringt Ostern hier nicht bunte Eier – sondern leise Hoffnung.