Die Zehnte Windpark Support GmbH & Co. KG, eine Projektgesellschaft mit Sitz in Breklum, zeigt im Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 eine solide Bilanzstruktur, insbesondere in Hinblick auf Liquidität und Eigenkapital. Gleichzeitig offenbaren sich einige kritische Punkte im Bereich der Rückstellungen, des Anlagevermögens und der Transparenz.
Solide Eigenkapitalbasis – ungewöhnlich stark für eine Projektgesellschaft
Positiv auffallend ist das Eigenkapital von rund 2,22 Mio. EUR, das im Vergleich zum Vorjahr um etwa 700.000 EUR gestiegen ist. Das Eigenkapital macht rund 69 % der Bilanzsumme aus – ein überdurchschnittlich hoher Anteil für eine Gesellschaft dieser Struktur. Die Kapitalausstattung ist damit aus Investorensicht überdurchschnittlich solide. Sie erhöht nicht nur die Unabhängigkeit gegenüber Fremdkapitalgebern, sondern stärkt auch die Krisenfestigkeit der Gesellschaft.
Allerdings ist unklar, ob der Eigenkapitalanstieg aus Gewinnen, Nachschüssen oder Umwandlungen stammt – Angaben zur Ergebnisverwendung fehlen.
Sehr hohe Liquiditätsposition – aber Frage nach Mittelverwendung
Die Gesellschaft verfügt zum Bilanzstichtag über liquide Mittel in Höhe von 3,05 Mio. EUR, ein Plus von 1,14 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr. Das ist für eine kleine Projektgesellschaft außergewöhnlich und deutet auf ein erhebliches Finanzpolster hin. Allerdings stellt sich aus Sicht von Kapitalanlegern die Frage, warum dieses Kapital nicht investiert wird – beispielsweise in Repowering, technische Optimierungen oder in neue Projekte. Auch Ausschüttungen an Kommanditisten werden im Bericht nicht erwähnt.
Ungebundene Liquidität ist zwar beruhigend, aber in einer ertragsorientierten Projektgesellschaft auch ein Zeichen für ungenutztes Potenzial.
Anlagevermögen stark abgeschmolzen – Rückbau oder Desinvestition?
Das Anlagevermögen ist von 275.000 EUR auf nur noch 39.000 EUR gesunken, also um rund 86 %. In den Vorjahren war das Sachanlagevermögen – insbesondere Windkraftanlagen – zentraler Bestandteil der Bilanz. Der starke Rückgang wirft Fragen auf: Wurden Anlagen verkauft, vollständig abgeschrieben oder rückgebaut?
Zwar ist im Anhang vermerkt, dass sich das Anlagevermögen „im Wesentlichen aus vier Windkraftanlagen“ zusammensetzt – das steht aber im Widerspruch zum Bilanzwert, sofern diese tatsächlich noch in Betrieb sind. Dies deutet entweder auf eine sehr fortgeschrittene Nutzungsdauer oder einen strukturellen Rückzug aus der operativen Projektführung hin. In jedem Fall fehlt hier eine klare Erklärung im Anhang.
Rückstellungen deutlich erhöht – Transparenz verbessert, aber auch Risikoanzeichen
Die Rückstellungen haben sich von rund 506.000 EUR auf 960.000 EUR nahezu verdoppelt. Darin enthalten sind u. a.:
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374.000 EUR für Rückbauverpflichtungen – üblich, aber deutlich erhöht.
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150.000 EUR für grüne Projektentwicklung – positiv zu bewerten, da es auf Ausbauabsichten hindeutet.
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200.000 EUR Erfolgsvergütung an die Geschäftsführung – kritisch zu sehen, da diese Vergütung aus dem Betriebsvermögen gespeist wird, obwohl die langfristige Perspektive unklar ist.
Aus Anlegersicht ist die Ausweisung der Rückstellungen transparenter als in vielen anderen Projektabschlüssen, dennoch wäre eine zeitliche Einordnung der Rückbau- und Entwicklungskosten hilfreich.
Verbindlichkeiten stark reduziert – entschuldeter Projektstatus
Die Verbindlichkeiten wurden von 333.000 EUR auf nur noch 57.500 EUR abgebaut. Insbesondere die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten wurden vollständig zurückgezahlt. Damit ist die Gesellschaft faktisch entschuldet, was die Eigenständigkeit und Flexibilität erhöht. Allerdings sind rund 52.000 EUR davon Umsatzsteuerverbindlichkeiten, was auf Stichtagsbezogene Steuerlasten hinweist.
Operative Struktur – keine Mitarbeiter, Geschäftsführung durch Komplementärin
Wie bei vielen Projektgesellschaften üblich, beschäftigt die Zehnte Windpark Support GmbH & Co. KG keine Mitarbeiter. Die Geschäftsführung liegt bei der GEE Management GmbH, die über qualifiziertes Personal verfügt (zwei Geschäftsführer mit wirtschaftlich-technischer Qualifikation). Diese Struktur ist effizient, birgt aber auch das Risiko eingeschränkter Kontrolle durch externe Investoren, da operative Entscheidungen zentral über die Muttergesellschaft laufen.
Fazit aus Anlegersicht
Die Zehnte Windpark Support GmbH & Co. KG präsentiert sich zum Stichtag 31.12.2022 finanziell stabil, mit hoher Eigenkapitalquote, starker Liquiditätsbasis und praktisch schuldenfreier Bilanz. Das ist für Investoren zunächst sehr positiv zu bewerten.
Gleichzeitig werfen der drastische Rückgang des Anlagevermögens und die hohe Liquiditätsreserve Fragen zur strategischen Ausrichtung der Gesellschaft auf. Auch die steigenden Rückstellungen und die erfolgsabhängige Vergütung bei gleichzeitig fehlender Leistungsdarstellung (keine Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlicht) sollten kritisch hinterfragt werden.
Kurzum: Die Gesellschaft steht wirtschaftlich auf sicherem Fundament, doch fehlt eine klare Perspektive für Kapitalverwendung, Projektertrag und Wachstum. Anleger sollten aktiv nachfragen, wie die Mittel eingesetzt werden sollen, ob Ausschüttungen geplant sind und wie die Gesellschaft mit der Substanzentwicklung der Windkraftanlagen umgeht.