Dark Mode Light Mode

Interview: „Digitalisierung muss endlich Alltag werden“

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay

Ein Gespräch mit Tim Schlautmann, Digitalexperte bei Marketport


Frage: Herr Schlautmann, die neue Regierung verspricht im Koalitionsvertrag, Deutschland digitaler zu machen. Ist das Ihrer Meinung nach ein guter Plan?

Tim Schlautmann:
Der Plan enthält viele gute Ideen – vor allem mehr Tempo und weniger Bürokratie. Aber wie so oft in der Politik: Die Umsetzung ist das Entscheidende. Die Versprechen klingen gut. Jetzt müssen sie auch in die Praxis kommen – und zwar schnell.

Frage: Was steht denn konkret im Koalitionsvertrag zur Digitalisierung?

Tim Schlautmann:
Einige wichtige Punkte:

  • Ein zentrales Digitalministerium soll kommen, das alle Digitalprojekte bündelt.

  • Verwaltungen sollen digitaler werden, mit einem Fokus auf Bürgerfreundlichkeit.

  • Es soll ein Digitalcheck für neue Gesetze eingeführt werden: Jedes neue Gesetz wird geprüft, ob es digital einfach umsetzbar ist.

  • Die Koalition will auch mehr Glasfaser und 5G-Mobilfunknetze, überall – nicht nur in Städten.

  • Und besonders spannend: Digitale Identitäten und digitale Behördenwege sollen endlich Alltag werden.

Frage: Das klingt gut. Wo sehen Sie die größten Hürden?

Tim Schlautmann:
Zum einen fehlt oft das Personal in den Verwaltungen – und die Technik ist veraltet. Zum anderen braucht es eine neue Kultur, wie man mit digitalen Themen umgeht.
Wir müssen aufhören, alles zehn Mal zu prüfen, und anfangen, einfach zu machen. Estland zeigt, wie gut das geht.

Frage: Wie bewerten Sie den Plan für eine digitale Identität?

Tim Schlautmann:
Sehr positiv. Jeder Mensch sollte sicher und bequem mit dem Handy Behördengänge erledigen können – zum Beispiel die Adresse ändern oder einen neuen Personalausweis beantragen.
Die Regierung will dafür eine europäisch nutzbare ID-Lösung schaffen. Das wäre ein großer Schritt.

Frage: Gibt es genug Unterstützung für kleine Firmen, Start-ups und Selbstständige?

Tim Schlautmann:
Hier gibt es Nachholbedarf. Die Koalition kündigt an, Verwaltungsverfahren zu vereinfachen und digitale Förderprogramme zu verbessern.
Aber: Wichtiger als neue Förderungen ist Klarheit. Wer gründet, braucht einfache Prozesse, nicht 50 Formulare. Und Start-ups brauchen digitale Verwaltung, keine Faxgeräte.

Frage: Viele Menschen klagen über Funklöcher und langsames Internet. Ändert sich das?

Tim Schlautmann:
Wenn der Plan funktioniert: ja. Es soll einen Glasfaserturbo geben und schnelleres 5G für alle Regionen.
Ich hoffe, dass das nicht nur Versprechen sind. Denn digitale Infrastruktur ist wie eine Straße – ohne sie fährt keiner los.

Frage: Ihr Fazit zum Koalitionsvertrag?

Tim Schlautmann:
Ich sehe guten Willen und sinnvolle Ansätze. Aber: Digitalisierung darf nicht nur auf Papier stattfinden. Sie muss in Schulen, Rathäusern und Unternehmen spürbar werden – und das bald.

Frage: Und was wünschen Sie sich persönlich?

Tim Schlautmann (lacht):
Ich wünsche mir, dass ich nicht mehr zur Zulassungsstelle muss, um mein Auto abzumelden – sondern das in zwei Minuten mit dem Handy erledigen kann.Das wäre für mich echte Digitalisierung.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Koalitionsvertrag: Verbraucherschutz & Anlegerschutz – Pro & Contra

Next Post

Mann in Washington, D.C. wegen Schuss auf Gärtner verurteilt – Streit um Laub eskaliert