Start Allgemein Hat Christoph Blacha 150.000 US-Dollar für mysteriösen Flug bezahlt?

Hat Christoph Blacha 150.000 US-Dollar für mysteriösen Flug bezahlt?

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Nel_Botha-NZ (CC0), Pixabay

Libyen-Gold von Ralf Simon könnte von Ghana nach Istanbul transportiert worden sein

Die unglaubliche Geschichte des bei Aufständen gegen Diktator Muammar al-Gaddafi geraubten Milliarden-Schatzes im Jahr 2011 führt immer mehr zu unglaublichen, neuen Erkenntnissen. Kooperierende Redaktionen und befreundete Journalisten berichten seit gut drei Wochen über das Libyen-Gold und die handelnden Protagonisten. Unser Recherche- und Redaktionsteam wächst dabei täglich!

Denn inzwischen werden wir nicht nur von immer mehr geprellten „Investoren“ bei dieser Schatzsuche mit detaillierten Informationen gefüttert. Vor einigen Tagen hat sich ein Whistleblower bei uns gemeldet: Er hatte, so seine Aussage, Einblick in die Aktivitäten des Trios Simon, Blacha und Gollnick, der bis vor kurzem Vertriebspartner eines großen Edelmetallhändlers war. Immer mehr Insider wenden sich an die Redaktionen, erzählen uns Journalisten ihre ganz persönliche Story, übermitteln Unterlagen, Fotos… Die wir prüfen, verarbeiten, schrittweise veröffentlichen werden.

Dreiste Lügengeschichte oder doch Realität?

Bisher waren wir zu 100% sicher: Diese Milliarden-Schatzsuche ist eine reine Lügengeschichte, um gutgläubige Geldgeber gnadenlos abzuzocken. Denn bisher, das scheint klar, wurde keinem Gläubiger je ein Euro zurückbezahlt! Geschweige denn die verbriefte Rendite ausbezahlt, obwohl die Deals mit Treuhandverträgen der Kanzlei Blacha aus Leipzig niet- und nagelfest schienen. Aber Blacha scheint abgetaucht: Rückfragen von Darlehensgebern und deren Anwälten landen seit Monaten im Nirwana, die angegebene Kanzleiadresse auf der Blacha-Website ist falsch… Auch Simon und Gollnick haben hinsichtlich der Rückzahlungstermine den Gläubigern und Darlehensgebern bis dato nur gefühlt hundert Mal heiße Luft kommuniziert.

Was sollen wir davon halten? Uns wurde jetzt ein brisanter Überweisungsauftrag der Commerzbank Leipzig zugespielt. Er scheint – nach Prüfung – tatsächlich echt zu sein! Der Auftraggeber: Christoph Johannes Blacha – der bisher den unseriösen Leipziger Treuhänder gibt. Im „Überweisungsausgang Ausland“ von Ende November 2020 geht es um die Begleichung einer Flugrechnung von Accra nach Istanbul. Aktuell bietet die Ethiopian Airline auf dieser Strecke die günstigsten Flüge an. Das Ticket kostet 517 Euro! 10 Stunden braucht der Fluggast für die gut 4.900 Kilometer lange Reise, ein Zwischenstopp inklusive.

Wer bezahlt 150.000 US-Dollar für einen exklusiven Flug?

Die Überweisung von Blacha an eine Luftfrachtgesellschaft mit Sitz am Kotoka International Airport (Name und handelnde Personen sind uns bekannt) in Accra, Ghana, beträgt sage und schreibe 150.000 US-Dollar. Für einen einzigen Flug! Mit einer Boeing 737! Der Flieger entstammt der weltweit meistgebauten Familie strahlgetriebener Verkehrsflugzeuge des US-Flugzeugherstellers Boeing. Die Boeing 737-900 beispielsweise hat ein Sitzplatz-Kontingent von 188. Wenn Blacha eine entsprechende Maschine tatsächlich gechartert haben sollte: Welche Menschengruppe könnte auf Kosten des Leipziger Anwalts von Accra nach Istanbul geflogen sein? Beim Militär wären das beispielsweise zwei Kompanien Gebirgsjäger… Oder die ganze Fußballmannschaft von Eintracht Frankfurt auf dem Weg zum Auswärtsspiel in der Europe League – inklusive kompletter Spielerkader, Trainerteam, Mitarbeiterstab, Präsidium und Sponsoren…

Alternative: Beim 150.000-Dollar-Flug könnte es sich um eine Frachtmaschine handeln! Inzwischen wurden viele Boeings vom Typ 737 zum Frachter umgerüstet. Deshalb sind noch viele Maschinen – auch nach 20 Dienstjahren – in der Luft unterwegs. Wo früher Passagiere auf ihrem Weg in den Urlaub gesessen haben, werden heute tonnenschwere Flugcontainer mit Frachtstücken jeglicher Art verladen. Aber wann mietet man sich exklusiv einen Charter-Frachtflieger für so viel Geld? Bei zeitkritischen, gefährlichen, übergroßen oder wertvollen Frachten! Wir fangen jetzt an, kreativ zu denken: Geht es hier vielleicht um das Libyen-Gold? Hat Simon seinen Kompagnon Blacha ggf. mit diesem Job beauftragt, um selbst im Hintergrund stehen zu können? Wir rechnen hoch: Der Frachter hat ein Ladegewicht von ca. 20.000 Kilogramm, das sind umgerechnet 20 Tonnen. Ein Kilogramm Gold kostet aktuell ca. 40.000 Euro. Mit Gold gefüllt hätte diese Ladung einen Wert von ca. 800 Millionen Euro. Wahnsinn! Ist tatsächlich etwas dran am libyschen Goldschatz von Simon?

Die Gretchenfrage: Wie kann man das Gold vom gelandeten Flieger sicher und mit den erforderlichen Papieren abtransportieren? Spezialisierte Agenturen kümmern sich um alle Überflug-, Verkehrs- und Landerechte. Sie bieten in ihrem Portfolio auch Zollagenten an, die die Zollabfertigung im Rahmen des Charter-Service arrangieren. Die Spezialisten bieten zudem an, die Fracht ggf. auch über diplomatische Kanäle zu arrangieren, was diplomatische Vollmachten voraussetzt, die wiederum diplomatische Kontakte bedingen.

Der Weg des Geldes ist der Weg des Goldes

Und die 150.000 Euro Kosten für den Flieger? Ein Pappenstiel, glaubt man Simon, der nach eigenen Aussagen mit 400 Millionen Euro am Gesamtdeal beteiligt sein soll. Und dieser Deal soll die ordnungsgemäße Lieferung des Goldes bzw. die Überweisung des Verkaufswertes zum Marktpreis an die Auftraggeber beinhalten.

Aber warum sollte überhaupt ein Transfer des Goldes von Accra nach Istanbul erfolgen? Möglicherweise um eingeschmolzen und neu deklariert zu werden. Afrikanisches Gold ist weniger rein und entspricht nicht den internationalen Top-Standards. Und die Türkei ist ein Big Player in der Verarbeitung und beim Handel mit Gold, was höchst renommierte Goldscheideanstalten miteinschließt. Beispielsweise ist die Nadir Metal Rafineri mit ihrem Sitz im Großen Basar eine weltweit geschätzte Institution, gleichermaßen wie die Istanbul Gold Refinery Inc. Neben den Platzhirschen gibt es aber auch einige kleinere Scheideanstalten. Und mit den nötigen Kontakten, ausgereifter Technik und Logistik sowie entsprechendem „Kleingeld“ werden aus weniger reinen afrikanischen Goldbarren problemlos und ganz schnell neue Goldbarren mit der richtigen Punzierung. Fertiggestellt für den internationalen Handel über die Drehscheibe Schweiz. Aber das ist wieder eine neue Geschichte, die wir bald erzählen…

Hätte, Wenn und Aber: Sollte diese Geschichte vom libyschen Gold tatsächlich eine Münchhausen-Story sein, dann ist die entwickelte Legende, dann sind die kursierenden, vermeintlichen Fakten, wirklich gut konstruiert! Mit viel Zeit und natürlich Geld. Das von gutgläubigen Investoren stammt, die teils seit Jahren auf die Rückzahlung ihres Einsatzes, der verbrieften Zinsen und der versprochenen Rendite warten…

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