Start Allgemein Die Plattform „KlickOwn“ und das digitale Immobilieninvestment

Die Plattform „KlickOwn“ und das digitale Immobilieninvestment

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geralt (CC0), Pixabay

Die Immobiliencrowdfunding-Plattform KlickOwn der gleichnamigen Aktiengesellschaft wurde erst im Frühjahr 2019 gegründet, also zu einer Zeit, als der Markt schon gesättigt schien. Als Alleinstellungsmerkmal setzt das Unternehmen, der eigenen Online-Vorstellung zufolge, auf vollständige Transparenz und komplette Digitalisierung. „Gemeinsam demokratisieren wir Immobilien!“ – so lautet das Motto. „Mit KlickOwn kann jeder vollständig digital und unkompliziert in renditestarke, europäische Immobillien investieren.“

Worin besteht nun aber der Unterschied zu anderen Plattformen, die doch auch immer von Transparenz und Digitalität sprechen? Der Marktführer Exporo hat beispielsweise schon 2018 eine digitale Anleihe auf den Markt gebracht. Nun, laut KlickOwn geht es zum einen darum, die von Banken und Großinvestoren dominierte Immobilienbranche auch Privatanlegern als Kapitalanlage näher zu bringen. Hat KlickOwn hier die Entwicklung der letzten Jahre komplett verschlafen und hält sich für den Erfinder dieser Idee?

Zum anderen heißt es im Exposé des ersten Immobilienprojektes der Plattform: „Auf KlickOwn.com werden digitale Kapitalanlagen in Immobilien in Form von sogenannten Security Token (tokenisierte Schuldverschreibungen) vermittelt und somit Angebot und Nachfrage effizient zusammengeführt.“ Und weiter: „Bei der ‚Tokenisierung‘ handelt es sich in erster Linie um einen digitalen Verbriefungsprozess von Besitzverhältnissen an bestimmten Gütern, Anlagegegenständen oder Rechten. Anstatt einer Urkunde, wie es unter anderem bei klassischen Wertpapieren der Fall ist, ‚verbrieft‘ ein über die Blockchain abgebildeter Token die jeweiligen Besitzverhältnisse.“

Welche Vorteile soll diese „Emission von digitalen Wertpapieren“ nun dem Anleger bringen? Zuerst einmal geringere Kosten gegenüber dem herkömmlichen System der Zahlungsdienstleister und Banken; deswegen kann man auch schon mit einem so niedrigen Betrag wie 10 Euro einsteigen. Des Weiteren ermöglicht dies eine schnelle Reaktionszeit.

Dafür setzt der „Herrenverein“ (keine einzige Frau findet man auf der Eigenvorstellung) bei der Zahlungsplattform auf Stellar (XLM), eine Non-Profit-Organisation mit Open Source-Ansatz, die seit 2014 existiert und unter anderem von IBM, Google und BlackRock unterstützt wird. Aktuell (30.3.) kostet deren Kryptowährung „Lumen“ rund 3,6 Cent. Obwohl das natürlich sehr günstig ist, heißt das aber auch, dass die Angabe im Exposé des Projektes „Historisches Lüneburg“, „1 Cent reicht für 100.000 Transaktionen“, falsch ist! Es kostet momentan mehr als das Dreifache!

Welche Sicherheiten gibt es dafür? Digitale Kapitalanlagen sind mittlerweile immerhin BaFin-reguliert. Zudem bietet das Unternehmen für jedes Projekt eine eigene digitale Kapitalanlage mit Token an, welcher stets mit einer bestimmten Immobilie verbunden ist. Was passiert aber, wenn das Investment schiefläuft und nicht das erforderliche Geld einspielt? Wie viel ist die Sicherheit dann noch wert? Die BaFin prüft ja die Anlage nur formal, aber nicht die Chance des Investments!

Was geschieht, wenn der Preis des Tokens, den man nach Ablauf der Zeichnungsphase „theoretisch sofort an einem kooperierenden, dezentralen Handelsplatz veräußern“ kann, sinkt? Und wieso kann man nur theoretisch verkaufen?

KlickOwn beschreitet hier in der Tat teilweise einen neuen Weg, lässt aber trotz der versprochenen Transparenz Fragen offen. Darunter auch die, weshalb man im aktuellen Projekt die Bilanz des Immobilienpartners NSI Netfonds Structured Investments GmbH als exzellent bewirbt? Eine Bilanz mit einem ausgewiesenen Fehlbetrag von über 42.000 Euro für das Jahr 2018 sehen wir nicht als exzellent an…

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