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Die Geschichte der Ostermärsche – Protest mit Tradition

pasja1000 (CC0), Pixabay

Die Ostermärsche gehören seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil der Friedensbewegung in Deutschland. Jedes Jahr versammeln sich über die Osterfeiertage hinweg Tausende Menschen, um für Abrüstung, Gewaltfreiheit und eine friedlichere Welt zu demonstrieren. Doch wo liegen die Wurzeln dieser Bewegung – und was macht sie bis heute so bedeutend?

Ursprung in Großbritannien

Die Idee des Ostermarschs entstand nicht in Deutschland, sondern im Vereinigten Königreich. 1958 organisierte die Campaign for Nuclear Disarmament (CND) den ersten großen Protestmarsch zu Ostern: Von London ging es zur Atomwaffenfabrik in Aldermaston. Die Teilnehmer*innen trugen das berühmte Friedenszeichen, das eigens für diese Bewegung entworfen wurde – und später zum globalen Symbol des Pazifismus wurde.

Ankunft in Deutschland: Protest gegen Atomwaffen

In Deutschland fand der erste Ostermarsch im Jahr 1960 statt – organisiert von der „Kampagne für Abrüstung“ unter anderem mit Unterstützung von Robert Jungk und Helmut Gollwitzer. Ziel war das Raketenlager Bergen-Hohne in Niedersachsen. Der Protest richtete sich gegen die atomare Aufrüstung im Kalten Krieg und gegen die geplante Stationierung amerikanischer Atomwaffen auf deutschem Boden.

Schnell wuchs die Bewegung: In den 1960er- und 70er-Jahren wurden Ostermärsche zu einer der sichtbarsten Formen des zivilgesellschaftlichen Protests in der Bundesrepublik. Friedensgruppen, Gewerkschaften, Kirchenvertreter*innen, linke Studierende – sie alle vereinten sich im Ruf nach einer Welt ohne Atomwaffen.

Höhepunkt in den 1980er-Jahren

Den größten Zulauf erlebten die Ostermärsche in den 1980er-Jahren, als der NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Westdeutschland breite Proteste auslösten. Hunderttausende Menschen gingen auf die Straße, darunter viele junge Familien und Rentnerinnen, Lehrerinnen, Studierende und Künstler*innen. Die Friedensbewegung erreichte damals eine neue gesellschaftliche Breite.

Rückgang und neue Themen

Nach dem Ende des Kalten Krieges ging die Teilnehmerzahl bei den Ostermärschen zurück. Dennoch blieben sie ein wichtiges Sprachrohr für antimilitaristische und friedenspolitische Positionen – etwa gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr oder Waffenexporte.

In den letzten Jahren gewannen die Ostermärsche angesichts von Kriegen in Syrien, der Ukraine und anderer Konflikte wieder an Bedeutung. Auch die Sorge um ein neues atomares Wettrüsten brachte die Friedensbewegung zurück auf die Straßen.

Ostern 2024 und darüber hinaus

Heute sind die Ostermärsche wieder ein Forum, in dem ganz unterschiedliche Gruppen zusammenkommen: Pazifisten, Umweltaktivisten, linke Gruppen, Kirchen und junge Klimabewegte. Neben klassischer Abrüstung geht es auch um Themen wie soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, Fluchtursachen und globale Solidarität.

Trotz der Kritik – etwa wegen vermeintlicher Naivität oder fehlender Abgrenzung zu autoritären Regimen – bleibt der Ostermarsch ein Symbol für zivilen Ungehorsam, gelebte Demokratie und die Hoffnung auf eine friedlichere Welt.

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