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„Es ist einfach zu riskant“: Internationale Reisende meiden die USA – mit spürbaren Folgen für die Wirtschaft

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay

Der internationale Tourismus in die USA ist rückläufig – und zwar deutlich. Politisches Klima, striktere Einreisekontrollen, hochkarätige Fälle von Abschiebungen und wachsende Unsicherheit an den Grenzen lassen viele Reisende umdenken. Und das hat handfeste wirtschaftliche Folgen.

Einer von vielen Betroffenen ist der US-Amerikaner Ryan Estrada, der gemeinsam mit seiner koreanischen Frau Kim Hyun Sook eine lang geplante USA-Reise absagte – aus Angst. Die beiden Comic-Künstler wollten nicht nur Familie besuchen, sondern auch landesweit Lesungen abhalten. Doch nach der Nachricht über die willkürliche Inhaftierung und Ausweisung der britischen Illustratorin Rebecca Burke wurde aus Vorfreude Sorge.

„Sie ist eine Freundin von Freunden“, sagt Estrada. „Und dann gab es plötzlich täglich neue Geschichten, die genau das betrafen, wovor wir Angst hatten.“ Dazu gehörten verschärfte Grenzkontrollen, Abschiebungen von Green-Card-Inhabern und Berichte über Künstler, deren Inhalte in einzelnen US-Bundesstaaten verboten sind – so auch Kim Hyun Sooks Buch über das Leben unter einem südkoreanischen Militärregime.

Am Ende stand für Estrada eine bittere Entscheidung: „Entweder ich bringe meine Frau in Gefahr, oder ich lasse sie für ein halbes Jahr allein. Und sogar meine Mutter meinte: ‚Kommt nicht. Es ist zu gefährlich.’“


Einbruch der Besucherzahlen – mit Milliarden-Folgen

Die Skepsis gegenüber Reisen in die USA spiegelt sich in den Zahlen wider: Laut dem National Travel and Tourism Office sind zwischen Januar und März 2025 rund 4,4 % weniger internationale Besucher eingereist als im Vorjahreszeitraum. Im März allein lag der Rückgang sogar bei fast 10 %.

Am Flughafen Hartsfield-Jackson in Atlanta, dem meistfrequentierten Flughafen der Welt, sank die Zahl internationaler Passagiere im Zeitraum März–April um knapp 5 %. Airlines streichen Flüge, Reservierungen werden storniert, Hotels bleiben leer.

Tourismusexperte Dr. Hicham Jaddoud von der University of Southern California schlägt Alarm: „Das erschüttert alles. Wenn sich Menschen für Alternativen wie Kanada entscheiden, verlieren wir sie womöglich dauerhaft.“ Die Rückgewinnung solcher Kunden sei teuer – und ungewiss.


„Reisende wählen Kanada“ – eine neue Tourismusrealität

Ein besonders deutliches Signal kommt aus Kanada: Premierminister Justin Trudeau rief seine Bürger jüngst offen dazu auf, Urlaub lieber im eigenen Land zu machen. Und sie folgen dem Aufruf. Die Zahl der Flugbuchungen in die USA brach um über 70 % ein. Airlines kürzen ihre Strecken um 3,5 %.

Auch der Kanadier Jodi Gibson, bisher passionierter USA-Reisender mit Saisonkarten für die Cleveland Browns, hat genug. Seine Familie sagte eine geplante Reise nach Disney World ab. Der Grund: Trumps abfällige Bemerkung, Kanada solle „der 51. Bundesstaat“ der USA werden. „Ich möchte mein Geld lieber in einem Land ausgeben, das nicht versucht, mein eigenes zu annektieren“, so Gibson. Jetzt geht es stattdessen nach Irland und Schottland.


Ein Wirtschaftsmotor gerät ins Stottern

Die Tourismusbranche der USA ist eine der größten Wirtschaftssäulen des Landes. Im Jahr 2024 generierten internationale Besucher 2,9 Billionen Dollar an wirtschaftlichem Output – und sicherten 15 Millionen Jobs. Selbst ein 10 %iger Rückgang, etwa bei kanadischen Reisenden, würde über 2 Milliarden Dollar Verlust bedeuten.

Und der Trend ist nicht nur vorübergehend, warnt Jaddoud: „Wenn Reisende erst einmal gute Erfahrungen anderswo gemacht haben, ist die Rückkehr ungewiss – selbst wenn sich das politische Klima ändert.“


Fazit: Eine Nation auf dem Rückzug

Für viele Menschen weltweit ist die USA längst kein sicheres oder attraktives Reiseziel mehr. Ob wegen Politik, Einreisepraxis oder öffentlicher Rhetorik – das Bild, das die USA nach außen abgeben, verändert sich.

Ryan Estrada bringt es auf den Punkt: „Sie haben klar gemacht, dass jeder Grund ausreicht. Wenn du also eine Geschichte hörst und denkst: Es muss doch einen Grund gegeben haben – schau dir die tatsächlichen Gründe an. Es könnte auch dich treffen.“

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