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_Leon (CC0), Pixabay

Obwohl sich Bund und Länder in wichtigen Punkte zum neuen Deutschlandticket geeinigt haben, bleiben viele Fragen offen. Bei der Einführung muss stärker auf die Bedürfnisse aktueller und künftiger Fahrgäste eingegangen werden. Sonst ist der Erfolg des Deutschlandtickets gefährdet. In dem derzeit zwischen Bund und Ländern erarbeiteten Ausbau- und Modernisierungspakt für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sollen wichtige Rahmenbedingungen für die Zukunft gesetzt werden. Auch hier werden Fahrgastbelange bisher nicht adäquat berücksichtigt. Dafür fordern der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Fahrgastverband PRO BAHN und VCD einen Runden Tisch mit Fahrgast- und Verbraucherverbänden sowie anderen Vertreter:innen der Zivilgesellschaft wie Jugend-, Senioren- und Behindertenverbände.

Ramona Pop, Vorständin des vzbv: „Die Ausgestaltung des ÖPNV im Sinne der Verkehrswende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu gehört, dass das Deutschlandticket kundenorientiert ausgestaltet und beim Ausbau des ÖPNV Verbraucherbedürfnisse stärker eingebracht werden. Dafür fordern wir einen Runden Tisch. Ohne eine adäquate Beteiligung der Zivilgesellschaft sowie von Fahrgast- und Verbraucherverbänden, drohen die Verbraucherinteressen unter die Räder zu kommen.“

Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD): „Das beste Ticket nützt nichts, wenn es den Leuten schwergemacht wird, sich eines zu kaufen. Der Zugang zum Deutschlandticket muss daher so einfach wie möglich gestaltet werden: mit wenigen Klicks zum Onlineticket, sowie einfache Buchung am Automaten oder am Schalter.“

Detlef Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN: „Auch die Kombination des Deutschlandtickets mit Zusatznutzen wie die Mitnahme von Fahrrädern, Kindern, weiteren Personen und Hunden, sowie die Nutzung der 1. Klasse muss zeitnah geklärt werden. Hier haben wir schon jetzt eine hohe Erwartungshaltung der Fahrgäste.“
Verbraucherinteressen beim ÖPNV-Ausbau stärker berücksichtigen

Das Bündnis kritisiert, dass viele Fragen um das Deutschlandticket weiterhin offen sind. So ist unklar, wann das Deutschlandticket startet und auf welchen Wegen oder zu welchen Bedingungen es zu erwerben ist. Gleichzeitig vernachlässigen bisherige Beschlüsse zu oft die Interessen der Verbraucher:innen. Insbesondere die Ankündigung, dass das Deutschlandticket lediglich als digitales Jahresabo angeboten werden soll, wird viele Verbraucher:innen abschrecken. Menschen, die nicht digital unterwegs sind oder sein wollen, sowie Haushalten mit geringen Einkommen droht das Nachsehen.

Zudem muss der ÖPNV langfristig ausgebaut werden. Ein günstiges und bundesweit gültiges Nahverkehrsticket wird nur dann gekauft, wenn es für einen leistungsstarken und attraktiven Nahverkehr genutzt werden kann. Eine gesicherte und auskömmliche Finanzierung, verbindliche Erreichbarkeitsstandards und ein unabhängiges Qualitätsmonitoring sind deshalb notwendig. Der von Bund und Ländern angestrebte Ausbau- und Modernisierungspakt ÖPNV muss einen langfristigen Rahmen vorgeben. Aus Sicht der Verbände ist es kritisch zu bewerten, dass dies hinter geschlossenen Türen geschieht.

 

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