Start Verbraucherschutz Politiker unrealistisch in Bezug auf Lufthansa?

Politiker unrealistisch in Bezug auf Lufthansa?

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henry911 (CC0), Pixabay

Nachdem vor rund zwei Wochen sowohl Lufthansa als auch EU dem 9 Milliarden großen staatlichen Rettungspaket für das angeschlagene Unternehmen zugestimmt hatten, sorgte der Luftfahrtkonzern mit seiner Ankündigung, 22.000 Vollzeitstellen nicht mehr zu benötigen, für Kritik.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf der großen Koalition in diesem Zusammenhang vor, dass das Rettungspaket weder Sicherheiten für die Beschäftigten noch harte Vorgaben zum Klimaschutz enthalte. Und auch der Linken-Parteichef Bernd Riexinger erklärte, dass er „klare, regulative Bedingungen“ vermisse. Zugleich appellierte er an die Lufthansa, Jobs zu erhalten. „Neun Milliarden Euro Steuergelder dürfen nicht zum Freibrief für Kündigung werden.“

Aber seien Sie doch mal pragmatisch! Was nützt ein Rettungspaket, wenn aufgrund eines aktuellen Personalüberhangs das Unternehmen in wenigen Monaten erneut am Rande einer Pleite steht? Realistisch erwartet die Lufthansa schließlich, dass die Corona-Pandemie größere Auswirkungen zeitigen werden: „Wir gehen davon aus, dass die Flotte der Lufthansa Group nach der Krise rund 100 Flugzeuge weniger zählen wird“, erklärte ein Konzernsprecher. Entsprechend weniger Piloten und Flugbegleiter werden gebraucht. Hinzu kämen Überhänge in der Verwaltung und im Drittkundengeschäft der Servicegesellschaften. Betriebsbedingte Kündigungen will die Fluggesellschaft durch Kurzarbeit und Krisenvereinbarungen aber möglichst vermeiden.

UFO-Geschäftsführer Nicoley Baublies erklärte nach dem Treffen, die 22.000 Vollzeitstellen entsprächen 26.000 Arbeitsplätzen im Konzern. Dies könne „niemandem gefallen“. Er forderte einen Kündigungsschutz für die Mitarbeiter aller Airlines des Konzerns. Das sind rund 138.000 Beschäftigte.

Die Pilotengewerkschaft VC hatte vor dem Treffen ihr Angebot bekräftigt, die Piloten könnten auf bis zu 45 Prozent ihres Gehalts verzichten. Das bedeute Kosteneinsparungen von etwa 350 Millionen Euro. VC-Präsident Markus Wahl erklärte nach dem Treffen, das Gespräch habe gezeigt, „dass wir gemeinsam eine Lösung finden wollen und werden“. Wahl mahnte, eine Auslagerung von Arbeitsplätzen zu schlechteren Bedingungen „wäre völlig inakzeptabel“.

Dem Rettungspaket müssen noch die Aktionäre auf der Hauptversammlung am 25. Juni zustimmen. Bis zum 22. Juni wollen die Tarifpartner daher „konkrete, personalkostensenkende Maßnahmen“ vereinbaren, um „den Weg für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze“ zu ebnen, wie die Lufthansa mitteilte.

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