Start Verbraucherschutz Treibt die Angst vor Inflation Anleger zu Aktien?

Treibt die Angst vor Inflation Anleger zu Aktien?

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AhmadArdity (CC0), Pixabay

Eine Studie der BaFin auf Basis von Transaktionsdaten zeigt, dass Anleger in der gegenwärtigen Lage auf etablierte Blue Chips setzen: Sie kaufen vermehrt Aktien von DAX-Unternehmen.

Die Corona-Pandemie macht Privatanleger offenbar aktiver. Das zeigt eine aktuelle Studie der BaFin. Darin hat die Aufsicht das Handelsverhalten von Privatanlegern seit Ausbruch der Krise untersucht und es mit dem Vorgehen institutioneller Anleger verglichen.

Basis der Studie sind die Transaktionsdaten nach der europäischen Finanzmarktverordnung (Markets in Financial Instruments RegulationMiFIR). Sie erlauben Einblicke in die Käufe und Verkäufe von Finanzinstrumenten durch Privatanleger. In ihrer Studie hat die BaFin die Entwicklung der Handelsaktivitäten seit Beginn der Krise im Februar 2020 untersucht – mit aufschlussreichen Ergebnissen für Deutschland.

Aktienhandel gestiegen

Die Studie zeigt, dass seit Ausbruch der Corona-Krise Ende Februar die Handelsaktivitäten von Privatanlegern deutlich gestiegen sind. Insbesondere der Handel von Aktien hat zugenommen. Jedes zweite ihrer Geschäfte in Finanzinstrumenten führt Privatanleger derzeit zum Aktienmarkt.

In normalen Zeiten stehen sich dabei Kauf- und Verkaufsvolumina in einem ausgeglichenen Verhältnis gegenüber. Davon abweichend waren die starken Kurseinbrüche zu Beginn der Krise zunächst Auslöser für deutliche Verkaufsüberhänge (siehe Infokasten). Seit Anfang März zeigt sich jedoch ein umgekehrtes Bild: Privatanleger kaufen bei insgesamt weiter hohem Handelsaufkommen deutlich mehr Aktien, als sie verkaufen.

Deutsche Anleger kaufen DAX-Aktien

Besonders stark ist der Kaufüberhang bei Anlegern mit deutscher Nationalität ausgeprägt. Die Studie verdeutlicht, dass sie vor allem bei Aktien aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) zugreifen. Das Volumen der Käufe überstieg das der Verkäufe hierbei im Schnitt um ca. 60 Prozent.

Abbildung 1 zeigt, wie deutlich die Transaktionen zwischen Ende Februar und Anfang April vom üblichen Handelsverhalten deutscher Anleger in DAX-Aktien mit seinem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen – eingezeichnet mit gestrichelter Linie – abweichen.

Abbildung 1: Handelsvolumina deutscher Kunden in DAX-Aktien

Grafische Darstellung Handelsvolumina deutscher Kunden in DAX-Aktien in Form eines Säulendiagramms BaFin

Bei Anlegern ohne deutsche Staatsangehörigkeit fällt der Kaufüberhang beim Handel in DAX-Aktien mit 30 Prozent etwas niedriger aus.

Ausgeglichener Aktienhandel bei institutionellen Anlegern

Im Gegensatz dazu lässt sich für die Handelsaktivitäten institutioneller Investoren in DAX-Aktien zwar zunächst ebenfalls ein Anstieg der Handelsvolumina verzeichnen, dieser ist jedoch weder durch einen deutlichen Verkaufsüberhang Ende Februar noch einen Kaufüberhang ab Anfang März gekennzeichnet.

Die Handelsvolumina institutioneller Anleger sind Ende März zudem auf ihr Vor-Krisen-Niveau zurückgekehrt.

Handel mit Hebelzertifikaten und CFDs gestiegen

Neben Aktien handeln Privatanleger vor allem börsengehandelte Fonds (ExchangeTraded FundsETFs), Hebelzertifikate (siehe BaFinJournal Januar 2020) und finanzielle Differenzkontrakte (Contracts for DifferenceCFD).

Der Handel in Hebelzertifikaten und CFD ist seit Beginn der Corona-Krise deutlich gestiegen. Vom üblichen Handelsverhalten abweichende Kauf- oder Verkaufsüberhänge sind in diesen Assetklassen jedoch nicht erkennbar. Für den Handel in ETFs lassen sich aus den analysierten Transaktionsdaten keine belastbaren Aussagen hinsichtlich eines geänderten Handelsverhaltens durch Privatanleger ableiten.

Verbraucher investieren am Aktienmarkt

Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass Verbraucher ihr Anlageverhalten in Krisenzeiten ändern und sich dabei anders verhalten als institutionelle Anleger. Aktuell zieht es sie trotz hoher Volatilität verstärkt zum Aktienmarkt, wo sie auf etablierte Blue Chips als Investitionsobjekte setzen. Trotz des bestehenden Risikos eines Wertverlustes, der im Falle einer eventuellen Kurskorrektur eintreten kann, sehen viele Verbraucher offensichtlich derzeit auch Chancen im Einstieg in den Aktienmarkt.

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