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Karriere AG hat Menschheitsproblem gelöst

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Karriere AG aus Potsdam will Menschheitsproblem gelöst haben – unglaubliche Ergebnisse durch Börsenhandelssysteme in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ angepriesen

Herr Dipl.-Kfm. James Klein ist seit Jahrzehnten am Kapitalmarkt unterwegs und hat auch schon so manchen Rückschlag hinnehmen müssen. Zurzeit fungiert er als Vorstand der Karriere AG und Aufsichtsratsvorsitzender der AVG Altersvorsorgegenossenschaft eG in Liquidation. Beide Gesellschaften sind seit Jahren vertraglich und personell verbunden. Die AVG eG i.L. hatte viel Ärger mit der Finanzaufsicht und auch ihren eigenen Genossen (neuerdings nach dem Genossenschaftsgesetz Mitglieder genannt). 20 Mio Euro sollen von den 800 Genossen eingesammelt worden sein.

Nach dem Eingang von Strafanzeigen ermittelt seit einiger Zeit die Staatsanwaltschaft Potsdam. Viele Mitglieder der Genossenschaft warten derzeit auf Rückzahlungen ihrer geleisteten Zahlungen.

Schlechte Stimmung bei der AVG – sowohl bei den Chefs als auch den Genossen

Nach der Durchsuchung durch die Staatsanwaltschaft im Juni 2019 und durch das Strafverfahren sieht sich der Vorstand falschen Verdächtigungen ausgesetzt. Und auch die BaFin hatte den cleveren Geschäftsmann James Klein schon mal kritisiert und Veränderungen bei der Altersvorsorgegenossenschaft verlangt.

Dem Ärger wollte man daraufhin mit der Selbstauflösung der Genossenschaft durch die Generalversammlung vom 24.08.2018 entgehen. Ex-Vorstand Lechtenfeld, Aufsichtsratschef Klein und der berühmte Privatier Zenke („verdeckter Vertriebler“) sind inzwischen keine guten Freunde mehr.

Andreas Lechtenfeld (ehemaliger Vorstand der AVG eG), eher ein Typ harmloser Techniker, scheint dem Zauberer Klein nicht gewachsen zu sein. Klein gilt als recht kreativ: Atlantis Hotel- und Freizeitanlagen e.G. aus Rödermark ist da nur ein Stichwort; einer der größten Skandale in den 90er Jahren (aber das ist lange her).

Jetzt die Wende? Klein veröffentlicht Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Nun tritt Herr Klein mit einer neuen sensationellen Entwicklung an die Öffentlichkeit und bietet an, dass sich Vermögensverwaltungen, Stiftungen oder andere Reiche an seinem Börsensystem beteiligen. Sein Argument: Der Deutsche Aktienindex verändert sich einfach nicht. Laut Kleins steht er Ende März 2015 genau auf demselben Niveau wie heute. Hätte sich der DAX analog zu seinem System entwickelt, würde er heute bei ca. 44.000 Punkten stehen. Hätte man, anstelle 2015 100.000 Euro in den Dax zu investieren, in das System James Kleins investiert, könnte man sich heute darüber freuen, dass aus diesen 330.000 € geworden wären. So lesen wir jedenfalls seine Darstellung.

Eine sehr überzeugende Rechnung. Belege, um diese Berechnungen zu stützen, hat Herr Klein der Redaktion allerdings noch nicht vorlegen können. Zum weiteren Beweis der Genialität der Erfindung legte er heute der Redaktion dieses Schaubild vor: AVGH9 Fonds Vgl. 072019 Performance laut Klein vom 30.10.2019.

Macht die Finanzaufsicht alles kaputt? Sind die AVG-Genossen Opfer?

In der Zeitungsannonce beklagt sich Herr Klein, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht es den Anlegern der Altersvorsorgegenossenschaft nicht gestattet, sich an diesem genialen Erfolg zu beteiligen. Die Anleger haben das System zwar mit ihrem Kapital aufgebaut, konnten jedoch nicht vom Erfolg profitieren. Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, entwickelte er eine neue Idee. Das erarbeitete System soll in einen Fonds einfließen oder anderweitig vermarktet werden. Zurzeit läuft das System sozusagen im Hintergrund und hat niemanden, an den es die Gewinne in „Millionenhöhe“ auszahlen kann. Um diesen Zustand zu ändern, bietet die Karriere AG nun in der Annonce öffentlich an, dass Dritte (Banken, Versicherungen oder sonstige interessierte Anleger) dem System (über verschiedene Gesellschaften) ein Darlehen geben. Mit diesem Geld wird das System dann handeln und die Erträge brüderlich zwischen dem Investor und der AVG eG aufgeteilt. So sollen die Genossen doch noch ihr Stück vom Kuchen abbekommen. Ob Investoren darauf anspringen, bleibt fraglich.

Außerdem nutzt Herr Klein die Anzeige, um sich zu beschweren. Man sei ungerecht mit ihm umgegangen, und jegliche Kritik sei unberechtigt. Nachfragen werden mit der Aussage: „Unser System ist nicht patentierfähig und muss deshalb streng geheim bleiben“ abgeschmettert.

AVG Genossenschaft – Anlegerskandal?

Der von Herrn Klein geäußerten Bitte, die Altersvorsorgegenossenschaft nicht in die Nähe eines Anlageskandals zu rücken, können wir trotz dieser Annonce in der FAZ nicht nachkommen. Zum einen ermittelt weiterhin die Staatsanwaltschaft, zum anderen sind eine Fülle von Beschwerden bei der Redaktion aufgelaufen. Ohne dass die Mitglieder der Genossenschaft die gezahlten Leistungen zumindest zu Teilen zurückerhalten haben, weitere Investoren anzuwerben, löst keine positiven Gefühle aus.

Auch die Umstände rund um die Liquidation der Gesellschaft lassen nichts Gutes erahnen. Die Anzeige vom 23. Oktober 2019 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ war zwar möglicherweise sehr teuer, hindert aber nichts daran, dass derartige fantastische Behauptungen erst einmal überprüft werden müssen.

Überprüfung der Gelddruckmaschine nicht möglich?

Dieser Überprüfung stellt sich das System Karriere AG/ AVG eG i.L. nicht. Die AVG eG deutet an, ein altes Menschheitsproblem gelöst zu haben, sichere Wetten auf die Zukunft. Allerdings sind Zeitreisen, über Wasser gehen oder aber klare Zukunftsprognosen nach einhelliger Ansicht wohl kaum zu erreichen. Zudem gilt der Grundsatz: Niemand schlägt das System. Wer nicht transparent ist, hat etwas zu verbergen. Und die alte Aussage: „Niemand ruft einen anderen mit einer Schaufel herbei, wenn er Gold gefunden hat“ – schon gar nicht mit einer riesigen Anzeige in der „FAZ“.

Anregung der Redaktion

Die geniale Geldvermehrungsmaschine produziert Börsenhandelsgewinne. Wir empfehlen, nachträglich die Börsen-Trades zu veröffentlichen, um zumindest in einem ersten Schritt Transparenz zu zeigen.

3 Kommentare

  1. Das BESTE Ergebnis, die höchste Rendite erhält man, wenn die Herrn Klein und Konsorten von der Bildfläche verschwinden, und zwar ohne Geld der ganzen Anleger, ohne schwarze Konten, ohne jegliches Vermögen.
    Nur dann erkennen diese Leute wie schwer es ist, Geld zu verdienen.
    Und die „Handlampe“ Schauspieler Zenke, seines Zeichens Privatier, gleich mit offenem Visier, wie er selbst geschrieben hat, seine Schuld abarbeiten lassen. Dann macht der sowas nie wieder.
    Diese Strafen sind kostengünstig und effektiv.

  2. Immer wieder spannend die Märchenstunden aus Potsdam. Welche Legende spinnt sich „Little James“ diesmal aus?
    Aaah, Fortsetzung der zauberhaften Geldvermehrung, die Millionen sprudeln aus dem Derivate-Wundertopf nur so hervor. Bloß die böse Paragraphen-Krake aus Frankfurt will nicht, dass die Gläubiger ihre Abfindung erhalten – seltsamer Anlegerschutz.
    Doch Magic James schmiedet einen Rettungsplan: mit vielen neuen Anleger-Millionen und doppelter Zauberkraft rettet er die Alt-Genossen und sich selbst. Nur noch ein letztes Mal braucht er frisches Kapital für das Börsen-Future-Index-Karussell … diesmal versickert das Geld bestimmt nicht, versprochen!
    Warum sollen wir diese Story glauben? Schon über 20 Mio. Euro Anlegergeld sind in seiner KARRIERE AG verschwunden. Wohin sind die geflossen? Die Programmierung von ein paar Exel-Tabellen kann doch unmöglich zig Mio. Euro verschlungen haben? Warum hat er das Geld statt in „todsichere Geldanlagen“ in sein eigenes Börsen-Programmier-Startup gelenkt? Das Ergebnis von 10 Jahren Programmier-Arbeit ist angeblich streng geheim! Zitat: „Einzig das Wissenschaftlerteam hat Einblick in die tatsächliche Funktionsweise bekommen!“ Börsenerfolge belegen geheime Gutachten, kein externer Prüfer darf in die Fondsverwaltung reinschauen. Ordentliche Fonds-Reports für die Anleger? Gibt’s nicht! Jahresabschlüsse? Seit 2016 nichts mehr! Informationen über eine Webseite? Fehlanzeige! Verkaufs-Prospekte? nada! null!
    Trotzdem versucht er nochmal dieselbe Masche wie mit der AVG-Genossenschaft: Zweckgesellschaft aufsetzen, Anlegergelder reinlocken, Geld verzocken und Scheingewinne als nicht vermarktungsfähige Anteile an einem Börsenalgorithmus „auszahlen“, den Rest in nachrangige Darlehensansprüche verpacken, die niemals realisierbar sind, weil der Kreditnehmer – er selbst – gerade nicht liquide ist. Und das Ganze am Gesetz (KAGB, VermAnlG) vorbei, vor den Augen von BaFin, Staatsanwaltschaft und Rechtsaufsicht. Geht’s noch dreister?
    Schluss damit! BaFin, Staatsanwaltschaft, Rechtsaufsicht: bitte den Spuk beenden!

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