Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Deutschland nachdrücklich dazu aufgefordert, seine Tabakpolitik zu verschärfen – insbesondere durch eine deutlich höhere Tabaksteuer. Der WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, Rüdiger Krech, äußerte sich kritisch zur Diskrepanz zwischen Deutschlands hohem medizinischem Standard und seiner vergleichsweise laxen Tabakkontrolle.
„Deutschland investiert Milliarden in ein exzellentes Gesundheitssystem, das Leben retten soll“, so Krech. „Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet beim Tabakkonsum, einem der größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken, so viele Leben unnötig aufs Spiel gesetzt werden.“
Deutschland europaweit Schlusslicht bei Tabakregulierung
Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit seiner Tabakpolitik eher am unteren Ende. Während viele Nachbarländer in den letzten Jahren bereits massive Steuererhöhungen, umfassende Werbeverbote und strengere Verpackungsvorgaben eingeführt haben, bleibt Deutschland bei einigen dieser Maßnahmen zurückhaltend. Besonders auffällig: Die Preise für Zigaretten und andere Tabakwaren sind hierzulande nach wie vor vergleichsweise moderat – ein entscheidender Faktor, wenn es um den Einstieg junger Menschen in den Tabakkonsum geht.
Laut WHO gehört die Erhöhung der Tabaksteuer zu den wirksamsten Mitteln, um Tabakkonsum – insbesondere unter Jugendlichen – zu senken. Gleichzeitig führt sie zu höheren Staatseinnahmen, die gezielt für Prävention und Aufklärung genutzt werden könnten.
Gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen
Rund 127.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr an den direkten Folgen des Rauchens – das sind mehr als an Alkohol, Drogen, Verkehrsunfällen, Suizid und HIV zusammen. Die Kosten für das Gesundheitssystem, die durch tabakbedingte Erkrankungen entstehen, belaufen sich laut Studien auf mehrere Milliarden Euro jährlich. Hinzu kommen Produktivitätsverluste durch krankheitsbedingte Ausfälle.
Ein höherer Preis für Zigaretten würde laut WHO nicht nur viele Leben retten, sondern auch helfen, das Gesundheitssystem finanziell zu entlasten – eine Win-win-Situation, so Krech.
Fazit
Die Forderung der WHO zeigt: Deutschland steht bei der Tabakkontrolle vor einem Reformbedarf. Eine wirksamere Besteuerung könnte einen entscheidenden Beitrag zur Volksgesundheit leisten – vorausgesetzt, die politischen Entscheidungsträger sind bereit, Tabakkonsum nicht nur als individuelles Problem, sondern als gesamtgesellschaftliche Herausforderung zu behandeln.