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Ein Leben wie vor 100 Jahren: Anni (89) trotzt der Moderne ohne Heizung und fließendes Wasser

Alexas_Fotos (CC0), Pixabay

In einer Welt voller Komfort, Technik und ständiger Erreichbarkeit lebt Anni Sigl (89) in Innernzell (Bayern) ein Leben, das heute fast unvorstellbar erscheint. Auf ihrem abgelegenen Einödhof im Kreis Freyung-Grafenau verzichtet die Rentnerin bewusst auf vieles, was für die meisten Menschen selbstverständlich ist: keine Heizung, kein fließendes Wasser, kein Badezimmer. Und doch sagt sie über ihr einfaches Leben: „Ich bin glücklich.“

Auf etwa 20 Quadratmetern verbindet Anni Küche, Stube und Schlafzimmer in einem Raum. Ihre Toilette ist ein Plumpsklo im Garten, das Wasser schöpft sie täglich aus einem steinernen Trog, der von einer alten Quelle gespeist wird. „Ich muss nur alle zwei Tage die Algen entfernen“, erzählt sie. Diese Quelle hat einst der Urgroßvater ihres verstorbenen Mannes gebohrt, der das Haus eigenhändig auf dem ehemaligen Steinhaufen errichtete.

Auch die Heizung ist ein Stück Vergangenheit: Ein mit Holz befeuerter Herd spendet im Winter die einzige Wärme. Temperaturen von 16 bis 17 Grad reichen ihr völlig. Luxus? Den braucht Anni nicht. „Ich brauch’ den ganzen Scheiß nicht“, sagt sie mit trockenem Humor. Ihre wenigen Elektrogeräte beschränken sich auf eine Kaffeemaschine. Selbst ihr langärmeliges Polohemd hat sie seit über 25 Jahren – die Kittelschürze darüber ist selbst genäht.

Trotz ihres Alters ist Anni noch rüstig. Jeden Morgen um 4:30 Uhr steht sie auf, dreht mehrere Runden ums Haus – ihr persönliches Fitnessprogramm. Ihr großer Garten liefert Gemüse und Obst, das sie selbst anbaut und veredelt. Als Apfelzüchterin ist sie in der Region bekannt und wird regelmäßig zu Vorträgen eingeladen.

Für die moderne Welt hat sie wenig übrig: „Die heutigen Kinder haben ein Handy, aber weder Herz noch Hirn. Das Internet zerstört das Familienleben, da steht so viel Blödsinn drin.“ Einsamkeit kennt sie trotz des einfachen Lebens nicht. Nach dem Tod ihres Mannes vor fünf Jahren meistert sie den Alltag allein. Nur alle paar Wochen begleitet ihre Schwiegertochter sie beim Einkaufen.

Anni lebt ein Leben, das an vergangene Zeiten erinnert – voller Bescheidenheit, Bodenständigkeit und Selbstbestimmung. „Ich lebe so, wie meine Eltern vor 100 Jahren“, sagt sie. Und sie zeigt damit eindrucksvoll: Glück braucht nicht immer Komfort.

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  1. Ich habe das Plumpsclo aus meiner Verwandtschaft gekannt,da konnte man noch die Tageszeitung lesen bevor sie benutzt wurde. Wir überlegen was wir machen wenn wir älter werden wie die Anni. Aber ganz auf das Niveau von Anni kann ich mir nicht vorstellen.

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